Donnerstag, 27. Dezember 2012

Posts 2012


Hi friends,

für das anbrechende Jahr 2013 wünsche ich euch alles Gute, insbesondere Gesundheit und Zufriedenheit.
Nachfolgend die Liste der Themen welche mich im laufenden Jahr zu Posts angeregt haben.
Anklicken genügt.

Mit besten Grüssen
Euer Willy Marth, Blogger zu Karlsruhe



Sonntag, 9. Dezember 2012

Die lange (und teuere) Geschichte der Karlsruher Wiederaufarbeitungsanlage WAK

Vor rd. 50 Jahren, zu Anfang der sechziger Jahre, wurden in der Bundesrepublik Deutschland die ersten Atomreaktoren und Kernkraftwerke von den Reaktorbaufirmen AEG, Siemens und Interatom errichtet. Beispielhaft genannt seien Projekte wie das Versuchsatomkraftwerk Kahl VAK, der Mehrzweckforschungsreaktor MZFR und das Nuklearschiff Otto Hahn. Die Etablierung des Brennstoffkreislaufs hatte sich die chemische Industrie vorbehalten. Darin spielten zwei Firmen die bestimmende Rolle: die Farbwerke Hoechst und die Degussa. Die Verarbeitung des Urankonzentrats bis zum Brennelement lag in den Händen von Degussa, wofür sie am Stadtrand von Hanau umfangreiche Anlagen errichteten. Die Wiederaufarbeitung der bestrahlten Brennelemente dirigierten die Farbwerke Hoechst bei Frankfurt unter ihrem charismatischen Vorstandsvorsitzenden Professor Dr. Karl Winnacker.


Die Errichtung und der Betrieb der WAK

Kennzeichnend für den grossen Einfluss der Farbwerke Hoechst war das oftmals zu hörende Bonmot, nukleare Entscheidungen würden auf "Hoechster Ebene" getroffen. Dafür zuständig war das "Hoechster Dreieck", bestehend aus den Professoren Winnacker, Wengler und Küchler. Als es zur Festlegung des verfahrenstechnischen Konzepts für die Wiederaufarbeitung kam, favorisierten einige Chemiker im damaligen Kernforschungszentrum Karlsruhe die neuartigen Halogenid- bzw. pyrometallurgischen Methoden. Aber Winnacker und seinen Mannen war das zu riskant. Er drückte das wohlbekannte wässerige PUREX-Verfahren durch, welches bereits bei vergleichbaren Anlagen in den USA, England und Frankreich angewandt worden war. So wurde die WiederaufarbeitungsAnlage Karlsruhe - genannt WAK - insgeheim als "Winnackers Alte Klamotte" ironisiert, was diesen jedoch nicht anfocht.

Ohne weitere staatliche Einflussnahmen des noch jungen Bonner Atomministeriums liess Winnacker durch die Chemieverfahrensfirmen Leybold, Lurgi und Uhde einen ausschreibungsreifen Entwurf für die WAK erstellen, der im Sommer 1964 vorlag. Die Errichtungskosten, einschliesslich der Bauherrenleistungen, wurden zu 60 Millionen D-Mark abgeschätzt, für die Errichtungszeit veranschlagte man 4 Jahre. Nach einer Genehmigungsprozedur von 17 Monaten - was damals noch als exzessiv angesehen wurde - konnten die Bauarbeiten Anfang 1967 beginnen. Gut vier Jahre später, im August 1971, war die WAK fertiggestellt. Die avisierten Baukosten waren eingehalten worden.

Bei der Begleichung der Errichtungskosten zeigte sich Winnacker von seiner generösen Seite. Er überliess der Bundesregierung den Vortritt bei der Bezahlung der Rechnungen; von Hoechst kam kein Beitrag zur Kostendeckung. Darüberhinaus konnte die chemische Industrie sogar erreichen, dass die von ihr für den Betrieb gegründete Betreibergesellschaft GWK (zum allergrössten Teil) aus Staatsmitteln finanziert wurde. Das Bundesatomministerium bediente sich dabei der Trägergesellschaft GfK-Versuchsanlagen.

Die technische Kapazität der WAK entsprach 175 Kilogramm Uran pro Tag, wobei man mit 200 Betriebstagen pro Jahr rechnete. Bis zu ihrer endgültigen Abschaltung im Jahr 1990 wurden an der WAK 207 Tonnen Uranbrennstoff aufgearbeitet. Damit war der angepeilte Jahresdurchsatz von 35 Tonnen doch beträchtlich unterschritten, wenn man die 23 Betriebsjahre zugrunde legt. Zu einem gravierenden Störfall kam es Anfang der achziger Jahre, als die Auflöserkomponente undicht wurde und eine heftige Kontamination der Eingangszelle verursachte. Die WAK lag einige Jahre still, da ein Reserveauflöser nicht unmittelbar zur Verfügung stand. Bundeskanzler Helmut Schmidt war darüber sehr verärgert und konnte sich bei einem Besuch des Kernforschungszentrums nicht enthalten, diesen Mangel gegenüber der GWK-Leitung zu rügen. Der Störfall bei der WAK hatte den Gegnern der in der Planung befindlichen Grossanlage Wackersdorf viel publizistische Munition geliefert.

Das technische Konzept der WAK hatte leider eine folgenreiche Schwachstelle: es gab keine Anlage zur Verfestigung der hochradioaktiven, salpetersauren Abfalllösung. Zwar wurden einige Anläufe gemacht (Vera,Hova) den sogenannten HAWC (=High Active Waste Concentrate) in den soliden Zustand zu überführen, aber sie waren nicht erfolgreich. Schliesslich errichtete man neben dem Prozessgebäude die Lagereinrichtung LAVA. Sie bestand aus zwei Lagertanks zu je 63 Kubikmetern Fassungsvermögen; der eingepumpte HAWC musste darin permanent gekühlt werden. Im Zuge der gestiegenen Genehmigungsanforderungen kosteten diese Tanks satte 100 Millionen DM. Auch dafür bezahlte die Industrie keinen Pfennig.

In den folgenden Jahren fand bei der GWK ein Gesellschafterwechsel statt. Die Chemiefirmen zogen sich zurück und überliessen das Feld den grossen Energieversorgungsunternehmen, die sich unter der Bezeichnung DWK formierten. Die einst so mächtigen Farbwerke Hoechst (jahrelang die grösste Pharmafirma der Welt)  fanden ein schmähliches Ende. Um den Schikanen des hessischen Umweltministers Joschka Fischer zu entgehen, verbündeten sie sich mit der Strassburger Firma Aventis um bald darauf in dem französischen Chemiekonzern Sanofi aufzugehen. Der Name Hoechst ist seit den neunziger Jahren nur noch Geschichte.

Auch dem Wiederaufarbeitungskonzern DWK blieb der ganz grosse Durchbruch verwehrt. Als der VEBA-Chef Rudolf v. Bennigsen Foerder im Frühjahr 1989 das Grossprojekt Wackersdorf kippte, war auch das Ende für die kleine WAK gekommen. Nach der letzten Auflösungskampagne wurde am 18. Dezember 1990 der Betrieb eingestellt und der Rückbau der Anlage beschlossen.


Der Rückbau der WAK

Gleich zu Beginn des Jahres 1991 machte sich eine Expertenkommission daran, die voraussichtlichen Kosten des WAK-Rückbaus abzuschätzen. Sie kam auf die gigantische Geldsumme von 2.000 Millionen DM. In 10 bis 15 Jahren sollte der Abriss vollzogen sein. Die hohen Schätzkosten resultierten im wesentlichen aus drei Ursachen heraus: Die Komponenten und Bunker der WAK waren hochgradig mit plutoniumhaltigen Nukliden kontaminiert, die Verfestigung der Abfalllösung (im Volksmund "Atomsuppe" genannt) war extrem kostenaufwendig und die rd. 500 Beschäftigte der WAK-Betriebsgesellschaft - welche zukünftig für den Rückbau eingesetzt werden sollten - stellten eine beträchtliche Kostenposition dar.

Zur Finanzierung des Rückbaus verwies das Kernforschungszentrum (im Auftrag des Bonner bzw. Berliner Forschungsministeriums) auf die Industrie, weil sie der alleinige Nutzer der WAK war und damit grossen technologischen Know-how für sich und ihre Gesellschafter generieren konnte. Umgekehrt betrachtete die DWK die Finanzierung des Abrisses als alleinige Aufgabe des Eigentümers, also des Zentrums. Schliesslich einigte man sich darauf, die zwei Milliarden je hälftig zu stemmen. Der DWK gelang es allerdings im Rückbauvertrag eine Klausel unterzubringen, wonach ihre Milliarde eine absolute Obergrenze darstellt; etwa anfallende Mehrkosten verblieben damit beim Bund bzw. dem deutschen Steuerzahler. (Später erklärte sich die Industrie - nach heftigen Pressionen - bereit, bei der Entsorgung des radioaktiven Abfalls noch einen weiteren kleinen Obulus zu bezahlen).

Wer gehofft hatte, nach diesem Vertragsgeplänkel würde unverzüglich mit dem Abriss der Anlage begonnen werden, der hatte sich geirrt. Die Stuttgarter Genehmigungsbehörden verlangten zuerst die sogenannte "Deregulierung" der WAK. Hinter diesem Bürokratenwort verbirgt sich die Aufhebung aller vorausgehenden Regulierungen, also der überflüssig gewordenen Genehmigungen und Auflagen. Über, sage und schreibe, fünf Jahre hinweg wurden die 1.400 Auflagen und alle Betriebsgenehmigungen mit Nachträgen und Anordnungen peinlichst genau evaluiert und bewertet. Parallel dazu lief das Unternehmen "Gesamtdokumentation" der WAK nach aktuellen atomrechtlichen Vorgaben. Es dauerte bis zum Jahr 1996, als schliesslich mit dem eigentlichen Rückbau begonnen werden konnte.

Vordringlich war die Verfestigung der rd. 80 Kubikmeter plutoniumhaltigen Abfalllösung, welche in den LAVA-Tanks lagerten. Die sollte bei der belgischen Verglasungsanlage "Pamela" geschehen, wozu mehr als 25 Transporte in einem Spezialbehälter quer durch Deutschland notwendig gewesen wären. Vor dem Hintergrund der allseits heftigen Castortransporte war bald klar, dass dieser Entsorgungsweg nicht gangbar war. Man beschloss deshalb am Standort der WAK eine eigene Verglasungsanlage zu bauen, die VEK genannt wurde. Überraschenderweise legten sich zwei einflussreiche baden-württembergische Landesminister quer und verweigerten dafür die atomrechtliche Genehmigung. Der Wirtschaftsminister Spöri und der Umweltminister Schäfer (beide der SPD angehörend) wollten keine weitere nukleare Anlage im Ländle genehmigen. Nach einigen Jahren des Hickhacks löste sich die politische Situation dadurch, dass eine schwarz-gelbe Regierung ans Ruder kam, welche dem Vorhaben der heimischen Verglasung keine weiteren Steine mehr in den Weg legte. Im Jahr 2009 wurde die VEK fertiggestellt und bereits ein Jahr später war die berüchtigte Atomsuppe in 140 Glaskokillen umgewandelt, welche seitdem in 5 Spezialcastorbehälter in Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) lagern.

Zur Kategorie "besondere Vorkommnisse mit Folgen" gehört der sogenannte "Plutoniumdiebstahl" im Jahr 2001. Einem Arbeiter in der WAK war es gelungen, radioaktives Material, leicht kontaminiert mit Plutonium, vorbei an den Sicherheitsschleusen aus den Zellen heraus zu schmuggeln und nach Hause mitzunehmen. Er wurde gefasst und zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Der Richter am Karlsruher Landgericht hielt es für möglich, dass der Angeklagte damit seine ehemalige Lebensgefährtin vergiften wollte. Die Folgen dieses Vorfalls waren immens: die Sicherheitskontrollen und Zugangsbarrieren wurden per Auflage enorm verschärft, der Rückbau der WAK war de facto für einige Jahre unterbrochen.

Im Zuge der Fusion des Kernforschungszentrums mit der Universität Karlsruhe zum Karlsruher Institut für Technologie (KIT), kam es im Jahr 2006 auch zu einer Umorganisation des WAK-Projekts. Das ehemalige Kernforschungszentrum gab seine nuklearen Rückbauunternehmungen an die Energiewerke Nord (EWN) und die WAK GmbH ab, welche seitdem auch die Abfallkonditionierung und die Läger betreiben. Im Zuge einer Projektevaluierung konnte man in den Zeitungen lesen, dass die gesamten Schätzkosten für den Abriss der WAK nunmehr auf 2.500 Millionen Euro angestiegen waren. Als Endtermin für den Rückbau bis zur Grünen Wiese wurde das Jahr 2023 angegeben. Die wesentlichen Gewerke, welche noch zum Abriss anstehen, sind die (stark kontaminierte) Verglasungsanlage samt dem umgebenden Containment, die Bunker des Prozessgebäudes sowie eine Reihe von Infrastruktureinrichtungen.

Seit etwa einem Jahr ist bekannt, dass das derzeitige Zwischenlager nicht ausreicht, um die noch zu erwartenden Abfallstoffe aus der WAK aufzunehmen. Es ist deshalb der Bau eines weiteren nuklearen Zwischenlagers für schwach- und mittelradioaktive Materialien nötig - sofern man nicht den Rückbau der WAK auf unbegrenzte Zeit unterbrechen will und die Anlage (versiegelt) stehen lassen möchte. Der Bau eines solchen  Zwischenlagers ist nur nach den derzeitigen strengen atomrechtlichen Bestimmungen gestattet; immerhin bewegen sich rd. 4.000 Forscher des KIT in nächster Umgebung. Ab dem Jahr 2020 soll der Abtransport der Fässer zur Endlagerstätte Konrad in Niedersachsen erfolgen. Er wird etwa 40 Jahre in Anspruch nehmen.


In blanken Zahlen

Abschliessend sollen einige der oben genannten Zahlen nochmals wiederholt und ins Verhältnis gesetzt werden. Damit wird klar, dass es sich beim Rückbau der WAK um ein riesiges - und generationenübergreifendes - Projekt handelt, das in dieser Weise in der nichtnuklearen Technikwelt nicht vorkommt. Inwieweit zu den exzessiven Kosten und Terminverzögerungen auch suboptimale Projektführung oder überzogene Genehmigungsanforderungen beigetragen haben, kann von aussen kaum beurteilt werden.

Betrachten wir als erstes die Kosten. Die Errichtungskosten für die WAK betrugen 60 Millionen DM bzw. (nominell) 30 Millionen Euro. Die Rückbaukosten wurden vor einigen Jahren mit 2.500 Millionen Euro veranschlagt. Dass sie, vorallem wegen des neuen Zwischenlagers noch weiter ansteigen werden, ist fast sicher. Aber auch bei gegenwärtiger Kostenlage zeigt das Verhältnis beider Kostenwerte, dass die Abrisskosten der WAK um den Faktor 83 höher liegen als die Errichtungskosten.

Ähnlich ist die Situation bei den Terminen. Für die Errichtung benötigte man 4 Jahre, der Rückbau wird nach frühestens 32 Jahre (2023 - 1991 = 32) beendet sein. Der Abriss der Anlage erfordert also mindestens 8 mal mehr Zeit als sein Aufbau.

Sollte das WAK-Gelände, wie prognosziert, im Jahr 2023 in eine Grüne Wiese konvertiert sein, dann ist das Gesamtprojekt aber noch nicht beendet. Der radioaktive Abfall, welcher sich in den verschiedenen Zwischenlägern befindet, muss noch im niedersächsischen Endlager Konrad verstaut werden. Das kann frühestens ab 2020 beginnen und soll 40 Jahre, also bis zum Jahr 2060 dauern. Vor dem Hintergrund der Endlosdiskussionen um Gorleben und Asse II darf man aber an dem relativ optimistischen Termin für die Bereitstellung von Konrad durchaus zweifeln. Trotzdem: legen wir die derzeitigen offiziellen Projekttermine zugrunde, was bedeutet das für die 500-köpfige Rückbaumannschaft der WAK?

Es bedeutet folgendes: Kein Mitarbeiter und keine Mitarbeiterin in der gegenwärtigen Rückbaumannschaft wird das wirkliche Ende des Projekts WAK noch während der ca. 45-jährigen Berufszeit erleben.

Weder der Aufsichtsratsvorsitzende noch der jüngste Azubi!
























Sonntag, 2. Dezember 2012

Abitur für Cyber-Krieger

Im Nahen Osten sprechen wieder die Waffen. Die Israelis fühlen sich durch die (relativ kruden) Raketen der arabischen Nachbarn bedroht und lassen ihre Soldaten am Boden, in der Luft - und im "Cyber-Space" - dagegenhalten. Dabei ist der Cyber-Space jener virtuelle Raum, der durch die Vernetzung der Computer rund um die Erde entsteht. Im Zeitalter der Cybernetik finden Auseinandersetzungen auch im cybernetischen Raum - sprich Datenraum - statt. Auch die Strategen im Pentagon, in der NATO  (und in der Bundeswehr!) sehen das Internet als Medium an, für das sie ihre Viren, Trojaner und sonstige Schadprogramme entwickeln. Der Cyberkrieg hat bereits begonnen.


Die Schule der Hacker

Die Israelis machen kein Hehl daraus, das sie den Cyberraum für militärische Zwecke maximal nutzen wollen. In der Zeitung "Haaretz" wird ganz offen darüber berichtet, dass die militärische Führung "Cyber-Verteidiger" ausbildet und sie in die traditionellen Funkereinheiten integriert. Aber es scheint nicht leicht zu sein, dafür Experten zu finden. Die sogenannten "Nerds", die schon mit 12 Jahren fit im Programmieren sind und mit 17 bereits die Netztechnologien beherrschen, sind dünn gesät. Und nicht alle sind willens, sich in den Dienst der Armee zu stellen.

Mit Beginn des neuen Schuljahres bieten die Informationsexperten der israelischen Armee in sieben Gymnasien des Landes spezielle Cyber-Intensivkurse an. Beim Abitur kann eine eigene Prüfung im Fach "Cyber" abgelegt werden. Durch dieses "Abi für Hacker" versucht die Militärführung den einen oder anderen Computer-Freak die Militärlaufbahn als Cyber-Elitekampfsoldat schmackhaft zu machen. Daneben gibt es alljährliche Hackerwettbewerbe unter dem Titel "CodeGuru", bei denen Jugendliche ihre Kenntnisse in der Informationstechnik spielerische präsentieren können. Vor einigen Monaten ist es einem Cyber-Aktivisten gelungen, beim iranischen Staatsrundfunk eine Falschmeldung über den (angeblichen) Tod des Präsidenten Ahmadineschad bei einem Flugzeugabsturz einzuschleusen. Zwar erfolgte bald darauf ein offizielles iranisches Dementi, aber für eine kurzzeitige Verwirrung hat diese Meldung dennoch gesorgt.


Erfolge und Misserfolge durch Schadprogramme

Vieles in der Cyber-Kriegsführung vollzieht sich im Nebel der Geheimhaltung. Bekannt geworden sind sind jedoch die Auswirkungen der Spionagesoftwareprogramme "Stuxnet" und "Flame". Das Schadprogramm Stuxnet wurde schon im Jahr 2007 unter der Präsidentschaft von George W. Bush im Bundesstaat Iowa (unter Mitwirkung der Isrealis) entwickelt. Das Virus sollte die Uranzentrifugen den den iranischen Atomanlagen zerstören.

Die amerikanisch-isrealischen Computerexperten hatten eine Sicherheitslücke in der Steuerung dieser Zentrifugen ausgemacht. Sie konzipierten daraufhin die Angriffssoftware Stuxnet, welche sie (über das Internet) in die Steuereinheit des Maschinenleitstandes implantierten. Dadurch brachte sie es fertig, die Dieselgeneratoren über den zulässigen Umdrehungsgrenzwert hochzusteuern und die Zentrifugen durch die Fliehkräfte zur Explosion zu bringen. Als Folge wurden mehr als tausend Ultrazentrifugen - quasi fernbedient - zerstört, welche im Verdacht standen, Material für Atombomben zu produzieren.

Leider war dieser Erfolg mit einem Schönheitsfehler verkoppelt. Die Experten hatten nicht bedacht, dass es solche Industriesteuerungen in grosser Anzahl gab. Das Virus Stuxnet brach regelrecht aus und infizierte 70.000 dieser Steuerungen in aller Herren Länder - auch in den USA selbst. Der Schaden war riesig und das Programm war eine Zeitlang nicht mehr zu kontrollieren. Später entschlossen sich die Stuxnet-Entwickler ihre digitale Granate mit einem USB-Stick direkt auf die Rechner der Maschinenleitstände aufspielen zu lassen. Dafür musste allerdings ein lebender Spion in die iranischen Atomanlagen eingeschleust werden, was nicht trivial war.

Nach diesen eher durchwachsenen Erfahrungen mit Stuxnet entwickelten die Amerikaner das Spionageprogramm "Flame". Es liefert dem Angreifer sämtliche technische Details über das Zielsystem, worauf er mit hoher Präzision seine digitalen Angriffswaffen entwickeln kann. Statt unkontrollierter Ausbreitung sollen nur die ausgesuchten Industrieaggregate des Gegners manipuliert werden, also keinesfalls die eigenen oder die von befreundeten Staaten. "Kollateralschäden" zu verhindern, war das Entwicklungsziel. Das Flame-Virus wurde Ende Mai 2012 von den Iranern auf ihrem Ölterminal auf der Insel Khark entdeckt. Welche Schäden daraus erwachsen sind, ist nicht veröffentlicht.


Gefährdete Infrastrukturanlagen

Industrielle Infrastuktureinrichtungen, wie Wasserwerke oder Flugplätze, sind durch Cyber-Angriffe besonders gefährdet. In noch stärkerem Umfang gilt dies für Kernkraftwerke. Ein Virus, das die Notstromversorgung eines Atomkraftwerks lahm legt, könnte ähnliche Katastrophen wie in Fukushima heraufbeschwören. Eine Kernschmelze wäre nicht mehr auszuschliessen, wenn die Steuereinheiten der Dieselmotoren zerstört werden würden. Amerikanische Cyber-Taktiker sprechen in diesem Fall von einem "virusinduzierten Atomschlag". Das Pentagon arbeitet derzeit an einer Doktrin, nach der ein Cyber-Angriff auch mit konventionellen Waffen zurückgeschlagen werden darf. Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums drückte sich hierzu ganz pointiert aus:

"Wer die Stromnetze unseres Landes sabotiert,
muss mit Raketen im Schornstein rechnen."









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