Sonntag, 25. Mai 2014

Die vertrackte Energiewende

Der politische Begriff "Energiewende" ist nicht wirklich definiert. Im Kern versteht man darunter den Ausstieg aus der Atomkraft und die bevorzugte Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Quellen, wie Wind, Sonne, Biomasse und Geothermie. (Die seit mehr als hundert Jahren und weiterhin genutzte Wasserkraft sei mal aussen vor gelassen.) Niemand wird sich der Nutzung dieser regenerativen Energiequellen verschliessen wollen; so wie das allerdings derzeit in Deutschland geschieht, ist Skepsis angezeigt. Die schlechte Organisation der Energiewende führt zu hohen Kosten, zu instabilen Stromnetzen und zu vermehrter Kohlendioxidbelastung in der Umwelt. Die drängendsten Probleme sind in der Folge aufgelistet.

1.  Das misslungene Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)

Das EEG wurde im Jahr 2000 von der Regierung Schröder/Fischer eingeführt und i. w. vom damaligen Bundesumweltminister Jürgen Trittin konzipiert. Seitdem ist es ein halbes Dutzend mal modifiziert und novelliert worden, was die Vermutung nährt, dass es von vornherein kein grosser Wurf war. Derzeit ist die EEG-Novelle 2014 von Energieminister Sigmar Gabriel im Gesetzgebungsprozess. Seinem Reformentwurf vom März 2014 haben die Bundesländer nicht weniger als hundert Änderungsforderungen gegenüber gestellt. Unabhängig vom Ausgang dieses parlamentarischen Verfahrens kann man jetzt schon feststellen: Dieses EEG war, ist und bleibt eine Missgeburt und zwar aus mehreren Gründen.

Die Förderpolitik im EEG ist grundsätzlich falsch angelegt, weil darin bestimmte Techniken (wie Windräder, Solarmodule etc) vorgegeben werden, anstatt Einsparziele zu definieren und die Wahl der dafür geeigneten Techniken dem Wettbewerb zu überlassen. Ausserdem wurde ein riesiger Ausbau von Wind- und Solarstrom vorangetrieben, ohne sich im gleichen Masse für den Ausbau der überlasteten Stromnetze und geeigneter Speicher zu kümmern.

Die finanzielle Einspeisevergütung wurde innerhalb Deutschlands nicht differenziert, was an guten Windstandorten zu viel zu hohen Profitmargen führte. Im Bereich Photovoltaik (PV) wurden (insbesondere in den Jahren 2008 bis 2012 unter Umweltminister Norbert Röttgen) die Kostenreduktionen der Solarpaneele nicht schnell genug in Form von Vergütungsverkürzungen weiter gereicht. So entstand schnell ein Kostenberg von mehreren hundert Milliarden Euro, der uns noch über Jahrzehnte belasten wird. Schliesslich wurden die hochriskante Offshore-Windenergie und die noch im Forschungsstadium befindliche Geothermie in das EEG gepackt, wo sie nicht zu den Wind- und Solartechnologien passen, denen nur ein geringeres Entwicklungsrisiko zukommt.

2.  Netzausbau und Netzstabilität

Es wurde von der Politik zu spät erkannt, dass der Ausbau der Erneuerbaren Energien (EE) eine neue Struktur der Stromnetze erfordert. Das bisherige zentrale System - die Einspeisung des Stroms aus grossen Erzeugungsanlagen in die Höchstspannungsnetze und ihre Verteilung nach unten zu den Verbrauchern - gilt nur noch bedingt. Die vielen Solarflächen und Windräder an oft abgelegenen Standorten können meist nur in die Niedervolt-Verteilnetze einspeisen, sodass ein zweites dezentrales Leitungssystem entsteht, das schwieriger zu kontrollieren ist. Insbesondere nach der gleichzeitigen Abschaltung von acht Kernkraftwerken und (kostenbedingt) vielen weiteren fossilen Kraftwerken, ist aus elektrotechnischen Gründen die Stabilität der Frequenz- und Spannungshaltung stark reduziert. Wo früher nur 2 bis 3 manuelle korrigierende Eingriffe pro Jahr erforderlich waren, sind es heute tausend und mehr. Man kann schon jetzt vorhersagen: der erste flächendeckende Blackout insgesamt, oder in einer der vier Regelzonen, wird vermutlich nicht wegen zu wenig, sondern wegen zu viel EE-Stromeinspeisung auftreten.

Der Netzausbau von den Onshore-Windstandorten an der Küste zu den süddeutschen Ländern Bayer und Baden-Württemberg kommt viel zu langsam voran und ist nicht abgestimmt mit der Stilllegung der dortigen Kernkraftwerke, z. B. Grafenrheinfeld. Ausserdem kann bezweifelt werden, ob es den Politikern gelingt, die Bürger vom Ausbau der nicht zu übersehenden Höchstspannungsleitungen zu überzeugen. Die Proteste zu der "Thüringer Brücke" und anderen HGÜ-Leitungen lassen daran
zweifeln. Die Regierung will diese Proteste abmildern, indem sie die Bürger finanziell am Leitungsbau beteiligen. Doch entsprechende Initiativen stossen bislang auf wenig Interesse, weil die Finanzprodukte meist zu undurchsichtig sind.

3.  Keine Stromspeicher

Wegen der zunehmenden Abschaltung der Kernkraftwerke wird im deutschen Stromnetz vor allem die Versorgung mit der Grundlast gefährdet. Die Grundlast ist diejenige Netzbelastung, welche während eines 24-Stundentages im Netz nicht unterschritten wird. Wind und Sonne liefern jedoch keinen Konstantstrom, sondern wegen des fluktuierenden Dargebots nur Zappelstrom resp. Flatterstrom, der für einen hochentwickelten Industriestaat relativ wertlos ist. Zum Ausgleich der systembedingten kurzzeitigen Schwankungen sind riesige Speicher erforderlich, die es weder gibt noch in absehbarer Zukunft geben wird. Alle 35 Pumpspeicherkraftwerke in Deutschland sind nur in der Lage 40.000 Megawattstunden Stromenergie zu speichern. Damit könnte das Land - rechnerisch - eine knappe Stunde mit Strom versorgt werden. Professor Sinn hat kürzlich in einem Vortrag dargelegt, dass man zur Glättung des EE-Stroms zusätzlich mehr als tausend solcher Pumpspeicherkraftwerke benötigen würde, ein Ding der Unmöglichkeit.

Immer wieder ins Gespräch gebracht wird die "Power-to Gas"-Technik. Dabei wird der EE-Strom elektrolysiert und daraus Wasserstoff bereitet, der über einen chemischen Umweg zu speicherbarem Erdgas umgewandelt wird.  Mit einem Gasmotor kann man daraus wieder Strom gewinnen. Wirtschaftlich ist dieses Verfahren keinesfalls. Der Gesamtwirkungsgrad liegt bei 28 Prozent, der Strompreis läge bei einem Euro pro Kilowattstunde oder sogar darüber.

Der kleine Unterschied zwischen Kilowatt und Kilowattstunde wird zum grossen Problem der Energiewende; elektrische Leistung und elektrische Arbeit sind zwei grundverschiedene Dinge. Wir erzeugen heute schon mehr temporären Strom im Überfluss, wenn er nicht gebraucht wird und können keinen erzeugen, wenn er benötigt wird. Entscheidend ist deshalb die Unterdeckung an gesicherter Leistung von rund 12.000 MW beginnend 2015 und spätestens ab 2022, die zwangsläufig zu Netzengpässen führen wird. Es ist deshalb höchst irreführend zu behaupten, ein Windpark versorge mehrere tausend Haushalte mit Strom: wären diese Haushalte von der öffentlichen Stromversorgung abgeschnitten, dann sässen sie im Schnitt  sechs Tage pro Woche im Dunkeln.

4.  Das Problem der Reservekraftwerke

Ein grosses Problem bei der Integration der erneuerbaren Energien ist die Gewährleistung der Versorgungssicherheit. Rund 25 Prozent des Stroms in Deutschland stammen aus EE-Quellen. Sie liefern Strom, wenn die Sonne scheint oder der Wind weht, was keineswegs immer der Fall ist. Das hat zur Folge, dass man konventionelle Kraftwerke in Reserve halten muss. Südlich des Mains wird sogar fast jedes Kohlekraftwerk-zeitweise - benötigt. An einem kalten Winterabend mit stabilen Hochdruckeinfluss wird in Deutschland fast der gesamte Kraftwerkspark benötigt, denn Wind und Sonne leisten praktisch keinen Beitrag zur Stromversorgung. Umgekehrt ist es an windigen Sonnentagen im Sommer. Wegen der reduzierten Laufzeiten sind die Kraftwerke in einem solchen Regime aber nicht mehr rentabel.

Die EVU sind deshalb mit der Bundesregierung im Gespräch über die Schaffung eines sogenannten "Kapazitätsmarkts", der die Kraftwerksbetreiber dafür entlohnt, dass sie Versorgungssicherheit bieten. Die Stromkonzerne fordern für ihr Produkt nicht nur den jeweiligen Marktpreis sondern ausserdem eine Vergütung dafür, dass sie einspringen, wenn es keinen Ökostrom gibt. Die Gegner kritisieren, dass mit einem solchen Kapazitätsmarkt eine neue Subvention auf dem Energiemarkt geschaffen würde und mahnen zur Zurückhaltung. Die EVU-Manager nutzen hingegen die Metapher von der Feuerwehr, welche ja auch nicht nur dann bezahlt wird, wenn sie einen Brand löscht sondern für ihre Bereitschaft in den Zwischenzeiten. Man wird sehen, wie dieser Diskurs (im Herbst) entschieden wird. Zweifellos wäre der Kapazitätsmarkt ein weiterer Schritt in die energetische Planwirtschaft.

5.  Die Energieinsel Deutschland

Zuweilen gewinnt man den Eindruck, dass die deutsche Energiepolitik getrieben ist von der fixen Idee, dass höhere Anteile an erneuerbaren Energien immer und zu jeder Zeit "gut" und "richtig" seien, und zwar unabhängig von den technologischen, wirtschaftlichen und ökologischen Randbedingungen. Deshalb gibt es für die deutsche Stromwende auch keine Definition und kein konsistentes Zielsystem. Aber der Energiesektor ist ein Weltmarkt; Technologien werden sich nur durchsetzen, wenn sie auf diesem Weltmarkt wettbewerbsfähig sind. Demgegenüber ist die neue deutsche Energiepolitik nur auf den Heimatmarkt Deutschland ausgerichtet. Bemerkenswert ist, dass die Bundeskanzlerin im März 2011, bei der Ausrufung des Atomausstiegs und der Energiewende, die europäischen Nachbarn noch nicht einmal kontaktiert hat, obwohl diese vom Abfluss unseres überflüssigen EE-Strom immer wieder "belästigt" werden und deshalb Phasenschieber (eine Art von Ventilen) in ihre Stromnetze einbauen.

Im Zeitalter der Weltmärkte und der globalen Freihandelszonen leistet sich Deutschland eine schnuckelige Energieinsel. Unsere Nachbarn, fern und nah, blicken mit Verwunderung auf uns, doch niemand will uns folgen. Zunehmend kritisch wird man bei der EU-Kommission in Brüssel. Mit der milliardenschweren Subventionspolitik bis hin zu den Umlagerabatten der Grossindustrie unterminiert Deutschland ein ehernes Prinzip des europäischen Marktes: den Wettbewerb. Eine Million Profiteure des EE-Stroms - die Photovoltaik- und Windmühlenbetreiber - zocken risikolos achtzig Millionen Bundesbürger ab und die deutschen Politiker finden das sogar noch gut. Mit seiner wolkigen Energiepolitik trägt Deutschland dazu bei, den europäischen Binnenmarkt für Strom zu destabilisieren. Das kann nicht mehr lange gut gehen.

6. Kosten und Wirtschaftlichkeit

Die Bundeskanzlerin Angela Merkel kann für sich in Anspruch nehmen, mit der Energiewende das teuerste Projekt der deutschen Wirtschafts- und Industriegeschichte initiiert zu haben. Bundesumweltminister Peter Altmaier bezifferte 2013 die Kosten der Energiewende mit einer Billion Euro. Der Versorger RWE rechnet intern (nach Angaben der "Wirtschaftswoche") sogar mit drei Billionen. Das lässt die Kosten der Finanzkrise mit einigen hundert Milliarden (das meiste nur Bürgschaften) weit hinter sich; selbst die deutsche Wiedervereinigung kostete nur 1,5 Billionen.  Allein die Kosten für die derzeitige Subventionierung der Wind- und Sonnenenergie belaufen sich jetzt schon auf 24 Milliarden jährlich - und das noch 20 Jahre lang, womit man schon bei einer halben Billion angekommen ist. Wird diese Förderung fortgesetzt, so könnte sich die die EEG-Umlage für eine Kilowattstunde auf einen zweistelligen Betrag zubewegen. Der Strombereich würde die Erneuerbaren mit fast 40 Milliarden pro Jahr subventionieren.

Im Vorjahr wurde für die staatlich garantierte Vergütung der EE-Anlagen 19 Milliarden aufgebracht. Dem steht ein Marktwert für den erzeugten Strom in der Höhe von 2 Milliarden Euro gegenüber. Faktisch wurden die Betreiber von PV- und Windanlagen also mit 17 Milliarden subventioniert. Die Kosten der Stromversorgung werden sich weiter erhöhen; nur bei einem sofortigen Stopp des Ausbaus könnten sie auf gleicher Höhe gehalten werden. Wie bleibt Strom bezahlbar, wenn wir schon drei Jahre nach dem Start der Energiewende über eine Strompreisbremse diskutieren müssen? Das EEG ist die gigantischte Subventionsmaschine der Nachkriegszeit. Wir erzeugen "negative" Strompreise und bezahlen für Strom, der nicht erzeugt wird. Das ganze System wird explodieren, wenn es nicht bald auf Wettbewerb umgestellt wird.

PS.: Noch ein Wort zur Begriffsbildung. Der Öko-Begriff "erneuerbare Energien" ist im streng physikalischen Sinn eigentlich unsinnig. Nach dem Energieerhaltungssatz kann man Energie weder erschaffen noch vernichten, sondern lediglich in verschiedene Formen überführen.
Ein weiterer Ökospruch ist: "Sonne und Wind schicken keine Rechnung". Das stimmt, aber sie schicken auch keinen Strom. Dieser muss erst durch Energieumwandlung erzeugt werden und Energieumwandlungen kosten immer Geld!

Donnerstag, 22. Mai 2014

Die Stromkonzerne schmeissen hin

In diesen Tagen platzte eine mediale Bombe, welche die Energielandschaft total verändern könnte. Die drei größten deutschen Energieversorgungsunternehmen (EVU) - E.on, RWE und EnBW - welchen bisher immer nachgesagt wurde, die Atomkraft mit Klauen und Zähnen zu verteidigen, möchten (am liebsten sofort) ihre 17 Atommeiler an den Bund übertragen und für dieses Geschenk sogar noch 34 Milliarden Euro obendrauf legen. Alle Kernkraftwerke sollen in eine öffentlich-rechtliche Stiftung eingebracht werden, welche die noch laufenden neueren Atomkraftwerke bis zum endgültigen Ausstieg aus der Kernkraft im Jahr 2022 betreiben soll. Zugleich soll diese Stiftung für den Abriss der AKW und die Lagerung ihrer radioaktiven Abfälle verantwortlich sein. Dieser Plan wurde über Monate ausgeheckt, erstaunlicherweise geheim gehalten und erst durch das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" vorige Woche der Öffentlichkeit kund getan.

Die Gründe der Energiekonzerne

Nun, es ist natürlich nicht purer Altruismus, der die EVU veranlasst hat, Merkel & Co ein solches Geschenk zu überreichen. Im Gegenteil, die Strommanager versprechen sich einen Vorteil davon, wenn sie die Meiler so schnell wie möglich loswerden, denn deren Betrieb ist seit längerem nicht mehr rentabel. Und das liegt nicht an der Kernkraft per se oder an der Unfähigkeit der Betreiber sondern allein an den vielen staatlichen Eingriffen, welche die Kernenergie peu à peu unwirtschaftlich gemacht haben und im Folgenden aufgelistet seien:

-  Im März 2011 verfügte die derzeitige Regierung die sofortige Abschaltung von acht Kernkraftwerken. Geschätzte Schadenssumme mindestens 8 Milliarden Euro.

- Die restlichen neun, noch leistungsstärkeren Kernkraftwerke sollen vorzeitig zwischen 2015 und 2022 vom Netz gehen. Schadenssumme um die 12 Milliarden Euro.

-  Ausserdem wird seit Januar 2011 eine Brennelemente-Steuer im Umfang von 2,3 Milliarden pro Jahr erhoben.

-  Auch die Stromproduktion der AKW wird durch die Vorschriften der sogenannten Energiewende ständig und in unvorhersehbarer Weise behindert. Waren diese Kraftwerke bisher für die Erzeugung von Konstantstrom für die Grundlast der deutschen Industrie zuständig, so dürfen sie seit 2011 nur Strom in das Netz einspeisen, wenn es gerade mal an Strom aus erneuerbaren Energien fehlt. Der Zappelstrom aus Wind und Sonne muß nämlich per Gesetz vorrangig in das Stromnetz eingespeist werden; die grossen fossilen und nuklearen Kraftwerke müssen dafür dauernd entsprechend heruntergefahren werden und machen sich dadurch unrentabel.

Endlosthema Endläger

Auch der Rückbau der stillgelegten Kernkraftwerke verzögert sich immer wieder, da die beiden Endläger für die schwachaktiven und hochaktiven Abfälle nicht zur Verfügung stehen. Diese zu etablieren und zu betreiben ist die Aufgabe des Staates, wofür er von den EVU bis auf den letzten Cent entlohnt wird. Aber die Regierung kommt nicht voran. Nach der Aufgabe von Gorleben (und wohl auch Konrad) steht man wieder bei Punkt Null. Im Jahr 2031 soll ein neuer Standort für das Hochaktiv-Endlager gefunden sein - aber wird die Bevölkerung in Baden-Württemberg (Ton!) bzw- Bayern/Sachsen (Granit!) da mitspielen? Gorleben ist bekanntlich überall.

Wie lange soll die Kostenposition "Lagerung der radioaktiven Abfälle" noch in den Bilanzen der Aktiengesellschaften E.on, RWE und EnBW noch schmoren? Und unter welchem Preisschild? 10 Milliarden? 20 Milliarden? Oder gar 50 Milliarden? Für DAX-notierte Firmen sind Rückstellungen durchaus die Regel, aber in diesem Fall handelt es sich um hypothetische Kostenpositionen, die jeder Prüfer anders bewerten kann und die somit die Handlungsfreiheit der genannten AG´s bis zum Ende dieses Jahrhunderts beeinträchtigen wird. Es ist gar nicht ausgeschlossen, dass eine dieser Firmen in die Nähe der Insolvenz gerät, falls eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft im Rahmen der vorgeschriebenen Bilanzprüfung zu der Auffassung kommen könnte, dass dieses Abfallobligo den Firmenwert ab einem gewissen Zeitpunkt überschreitet.

Poker ist angesagt

Nach der Sommerpause wird wohl der grosse Poker um die deutschen Atomkraftwerke beginnen. Die EVU werden damit locken, die bereits eingereichten Schadensersatzklagen  in Höhe von ca. 28 Milliarden gegen die genannten 34 Milliarden Stiftungskapital und Entsorgungsrücklagen aufzurechnen. Und sie haben gute Chancen. Das Finanzgericht in Hamburg hat bereits gegen die Brennelementesteuer entschieden und das Bundesverfassungsgericht brütet über die eventuelle Schadensersatzsumme für die stillgelegten 17 Kernkraftwerke. Vattenfall, als schwedischer Konzern, hat sogar Klage bei einem US-Gericht in Washington eingereicht. Das könnte besonders teuer werden, denn amerikanische Gerichte sind bei der Bemessung ihrer Schadenssummen meist sehr grosszügig.

Ich hoffe nicht, dass die Bundesregierung zukünftig mit ihren Beamten und Staatsangestellten den Betrieb der 9 restlichen Atomkraftwerke übernehmen will. Das würde mich auf meine alten Tage noch zur Auswanderung in die USA bewegen.

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