Sonntag, 20. Juli 2014

Ein badischer Prinz als Reichskanzler

Im Oktober 1918, als der (Erste) Weltkrieg, für alle erkennbar, bereits verloren war, entliess Kaiser Wilhelm II. seinen Reichskanzler Graf Georg von Hertling. Er war der 6. Verwalter dieses hohen Amtes seit dem Rücktritt von Fürst Otto von Bismarck im Jahr 1890. In Absprache mit den führenden Militärs (Ludendorf, Hindenburg) und den wichtigsten Parteichefs (u. a. Friedrich Ebert) ernannte der Kaiser seinen Cousin Prinz Max von Baden am 3. Oktober 1918 zum Reichskanzler und Ministerpräsidenten des Landes Preussen.

Prinz Max, Thronfolger des Grossherzogtums Baden, war damals 51 Jahre alt und galt als liberaler Aristokrat. Während des Kriegs war er Ehrenpräsident der deutsch-amerikanischen Gefangenenhilfe und hatte sich in der Fürsorge der Gefangenen aller Nationalitäten verdient gemacht. Er schien - den drohenden militärischen Zusammenbruch vor Augen - ein glaubwürdiger Regierungschef für die anstehenden Verhandlungen mit den gegnerischen Kriegsmächten zu sein.

Fünf ereignisreiche Wochen

Reichskanzler Max von Baden verlor keine Zeit. Schon am nächsten Tag, dem 4. Oktober, verschickte er ein (Morse-) Telegramm an den US-Präsidenten Woodrow Wilson, worin er sofortige Waffenstillstandsverhandlungen vorschlug. Gleichzeitig bildete er eine parlamentarische Regierung, in die er mit Philipp Scheidemann und Gustav Bauer erstmals sozialdemokratische Minister berief.


Max von Baden (1867 - 1929)

Leider war die Antwort von Wilson nicht unbedingt positiv. Der Präsident machte deutlich, dass er an die Demokratisierung in Deutschland nicht glaube, solange dort ein Kaiser mit so vielen Vollmachten im Amt sei. Dies nutzte der Erste Generalquartiermeister und oberste General Erich von Ludendorff um sich quer zu legen. Er wollte plötzlich, dass Reichskanzler Max die im Westen und Osten eroberten Gebiete in den Verhandlungen für Deutschland geltend machen solle. Das war aber gegen die Entente nicht durchzusetzen und so verlangte Max vom Kaiser die Absetzung von Ludendorff, welche dieser am 26. Oktober vollzog. Ein Sieg, den niemand dem Adeligen aus der badischen Provinz zugetraut hätte. (Leider blieb sein Generalskollege Hindenburg dabei ungeschoren, der 15 Jahre später Adolf Hitler zum Reichskanzler ausrief.)

Aber damit hatte Reichskanzler Max sein Pulver noch lange nicht verschossen. Nun ging er auch seine Majestät, den Kaiser höchstpersönlich, an. Als in dem Notenwechsel mit Wilson immer deutlicher wurde, dass dieser Wilhelm II. nicht mehr auf dem Thron sehen wollte, legte Prinz Max dem Kaiser nahe, zugunsten seines Enkels auf die Kaiserwürde zu verzichten. Bis zur Volljährigkeit des Enkels wollte Max als Reichsverweser agieren. Der Kaiser war wütend und flüchtete vor den zwischenzeitlich ausgebrochenen Matrosenrevolten in Kiel und Wilhelmshaven in das belgische Spa. Am 9. November 1918 sah Max keine andere Möglichkeit mehr, als eigenmächtig die Abdankung des Kaisers zu verkünden. "Ich konnte den Kaiser doch nicht vom Pöbel absetzen lassen", rechtfertigte der Prinz später seine Entscheidung.

Aber nun war es eine Frau, die den Reichskanzler Max zur Strecke bringen sollte. Die Kaiserin, Auguste Viktoria, war so sauer auf Prinz Max, dass sie ihn antelefonierte und mit einer Suada an Vorwürfen, Beschimpfungen und Drohungen überschüttete. So kündigte sie an, dass sie seine homosexuellen Neigungen publik machen würde, was damals gleichbedeutend mit der Vernichtung der Person war. Max war zutiefst geschockt, fiel in Ohnmacht und musste längere Zeit von Ärzten versorgt werden.

Nach der Verkündung der Abdankung des Kaisers und des Thronverzichts des Kronprinzen (am 28. November von Wilhelm II. nachträglich bestätigt) rief Scheidemann vom Balkon des Reichstags die Republik aus. Darauf übergab Prinz Max kurz entschlossen die Reichskanzlerschaft an Friedrich Ebert, den Führer der stärksten Reichstagspartei. Zwei Tage später wurde im Wald von Compiègne der Waffenstillstand unterzeichnet. Am 11. November 1918 schwiegen ab 12 Uhr die Waffen an der Westfront. Der Erste Weltkrieg war zu Ende. Max zog sich in das Privatleben zurück und gründete mit Kurt Hahn die Schule Schloss Salem, welche zur Heranbildung einer neuen geistigen Elite in Deutschland beitragen sollte.

Als der Kaiser in der Nacht vom 9. zum 10. November nach Holland ins Exil floh, durchfuhr ein Schock die deutschen Adeligen. Fast alle deutsche Fürsten, insbesondere die Könige von Bayern, Sachsen, Württemberg und die Grossherzöge und Herzöge der anderen deutschen Staaten dankten in diesen Novembertagen ebenfalls ab. Abordnungen der Arbeiter- und Soldatenräte kamen zu ihnen, verlangten, dass sie abtreten und sie gaben allesamt nach. Der König von Sachsen sagte zu der Abordnung, die ihn zur Abdankung aufforderte, ganz gelassen:

 "Na guud, dann macht eirn Dreck alleene".

Sonntag, 13. Juli 2014

Der Vater aller Dinge

Dass der Krieg der Vater aller Dinge sei, ist ein Ausspruch, der dem griechischen Philosophen Heraklit zugesprochen wird. Genau weiss man es nicht, denn die Werke dieses vorsokratischen Denkers, welcher um 500 vor Christus in Ephesus wohnte, sind nur noch in Rudimenten vorhanden. Das meiste ist nur in Zitaten späterer Philosophen enthalten - und das auch nur in der Form von Aphorismen, Paradoxien und Wortspielen. Eine andere Kurzformel seines Denkens ist panta rhei (alles fliesst), in welcher der ständige natürliche Prozess des Werdens und des Wandels zum Ausdruck kommt.

Dass der Krieg Erfindungen und technische Entwicklungen anstösst, wird heute nicht mehr in Frage gestellt. Auch nicht, dass sich das Tempo der kriegerischen Aufrüstung immer mehr erhöht hat. Im Mittelalter kämpfte man Jahrhunderte lang mit Schwert, Lanze und Bogen. Nach der Erfindung des Gewehres wurden die Entwicklungsschritte immer kürzer, was insbesondere die Österreicher in der Schlacht bei Königsgrätz leidvoll erfahren mussten: die Zündnadelgewehre der gegnerischen Preussen schossen schneller und waren zielgenauer. Im 1. Weltkrieg (1914 - 1918) gab es ein ganzes Arsenal an neuen Waffen; zu nennen sind Panzer, Granaten, Flammenwerfer, Giftgas, U-Boote und Flugzeuge. Sie wurden häufig von Physikern, Chemikern und Ingenieuren in Universitätslabors entwickelt und nicht selten stellten sich weltbekannte Wissenschaftler sogar freiwillig für den  Kriegsdienst zur Verfügung. Im folgenden werden einige dieser Koryphäen genannt, wobei ich mich u. a. auf das Physik Journal 13 (2014) Nr. 7 beziehe.

Physiker an die Front.  Max Born, der für seine Arbeiten zur Quantenmechanik später mit den Nobelpreis ausgezeichnet wurde, war 1914 wegen eines Asthmaleidens eigentlich vom Wehrdienst freigestellt. Trotzdem verzichtete er bei Kriegsbeginn auf seine Professur an der Berliner Universität  und meldete sich als Funker zum Einsatz beim Heer. Zusammen mit dem Physikprofessor Max Wien wurde er von einen altgedienten Feldwebel in Hochfrequenz "ausgebildet", was angesichts des Wissensabstands dieses Trios ziemlich grotesk gewesen sein muss.

Dem Göttinger Mathematiker und Physiker Richard Courant wurde bei den verlustreichen Kämpfen an der Marne schnell klar, dass es dem deutschen Militär an grundlegendem technischen Sachverstand fehlte. Bereits ein Spiegel hätte genügt, einen gefahrlosen Blick aus dem Schützengraben zu wagen. Das Kommunikationschaos an der Front versuchte er durch die Entwicklung eines "Erdtelegraphen" zu lösen. Zusammen mit dem (neutralen) Holländer Peter Debye Nobelpreis 1936) und dessen Schweizer Assistenten Paul Scherrer entwickelte er einen tragbaren Telegraphen, der 1916 bei der Somme-Schlacht mit Erfolg eingesetzt wurde. Ein halbes Jahr später bemerkte er beim Testen seines Telegraphen, dass ähnliche Signale von der Gegenseite kamen. Offensichtlich besassen seine Wissenschaftler-Kollegen in Frankreich und England nunmehr ein ähnliches Gerät.

Der Atomphysiker Arnold Sommerfeld beschäftigte sich erfolgreich mit der Ballistik der Minenwerfer. Der Strömungsforscher Ludwig Prandtl stand in vorderster Reihe bei der Hydraulikforschung für die damals aufgekommenen Flugzeuge. Seine ballistischen Experimente zum Bombenabwurf aus Luftschiffen und Flugzeugen leiteten den Luftkrieg ein, der für militärische Ziele, aber auch für die Zivilbevölkerung eine neue Dimension der Vernichtung bedeutete.

Chemiker an die Front.  Der Physiko-Chemiker Walter Nernst, der den 3. Hauptsatz der Thermodynamik entdeckte ("Der absolute Nullpunkt der Temperatur ist unerreichbar")  und 1920 dafür den Nobelpreis erhielt, war bei Kriegsbeginn als 31-jähriger  schon jenseits des Rekrutenalters. Aber er wollte unbedingt den Krieg erleben und bot sich als Automobilbesitzer freiwillig den Heeresbehörden als Meldefahrer an. Er beteiligte sich an der Entwicklung von "Reizstoffen", die - in Granaten verbracht - die Augen und Atemwege der gegnerischen Soldaten reizen sollten. Nernst, von den Offizieren etwas spöttisch als "Benzinleutnant" bezeichnet, versuchte dies durch den Zusatz von Nickel-Pulvermischungen zu erreichen, was aber nur geringen Erfolg hatte. Nernst verlor im Krieg gegen Frankreich zwei Söhne und revidierte später seine euphorische Einstellung zum Krieg.

Grossen Einfluss auf den Ablauf des 1. Weltkriegs hatte der (einer jüdischen Familie entstammende) Chemiker Fritz Haber, der zeitweise an der Technischen Hochschule Karlsruhe lehrte und später Direktor am Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin war. Er entdeckte die Synthese von Ammoniak aus dem Luftstickstoff, die von überragender Bedeutung für die Herstellung von Kunstdünger, aber auch für Sprengstoff war. Man schätzt, dass sich dadurch der Krieg um mindestens zwei Jahre verlängert hat. (1918 erhielt er dafür den Chemie-Nobelpreis). Berüchtigt wurde er jedoch für die Entwicklung des Phosgen und Chlorgases zum Einsatz als Giftgas. In der Schlacht bei Ypern wurde es erstmals angewendet - im Beisein von James Franck und Otto Hahn (beides spätere Nobelpreisträger) und Lise Meitner, die sich als Krankenschwester betätigte. Professor Haber liess fortan als "Vater der Giftgaswaffe" preisen; seine Frau war darüber so entsetzt, dass sie sich noch am gleichen Tag (mit der Dienstpistole ihres Mannes) erschoss.

Epilog. Auch im Zweiten Weltkrieg hat ein Maschinenbau-Ingenieur sein Genie dafür eingesetzt, dass London mit mehr als tausend V2-Sprengstoffraketen beschossen werden konnte. Dafür erhielt er von Hitler das Ritterkreuz und wurde zum Sturmbannführer der Waffen-SS ernannt. Wenige Jahre später verhalf er den Amerikanern zur Fahrt zum Mond, wofür er vom Präsidenten John F. Kennedy mit höchsten Ehren bedacht wurde.

Es war Wernher Magnus Maximilian Freiherr von Braun, der auf seinem Grabstein folgenden Psalm-Spruch einmeißeln ließ: "Die Himmel erzählen von der Herrlichkeit Gottes und das Firmament verkündet seiner Hände Werk".

Sonntag, 6. Juli 2014

Dumm gelaufen?

Am 28. Juli 1914 endete eine über vierzigjährige Friedensphase in Westeuropa. Mit der Beistandsversicherung des deutschen Kaiserreichs im Rücken ("Blankoscheck") erklärte Österreich-Ungarn,  genau einen Monat nach dem tödlichen Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand, Serbien den Krieg. Dieser vermeintlich lokale Konflikt löste eine fatale Kettenreaktion aus: Der Generalmobilmachung Russlands, das Serbien beisprang, folgte die Kriegserklärung Deutschlands welches - auf dem Wege zur Eroberung Frankreichs - mit der Besetzung Luxemburgs und Belgiens auch Grossbritannien in den Konflikt zwang. Am Ende beteiligten sich 40 Staaten am bis dahin umfassendsten Krieg der Geschichte, annähernd 70 Millionen Menschen standen unter Waffen. Der Erste Weltkrieg, wie er fortan genannt wurde, forderte 17 Millionen Menschen und wurde in Europa, dem Nahen Osten, in Afrika, Ostasien und auf den Weltmeeren geführt.


Am Anfang eine Provokation.   Das Attentat von Sarajevo als Ursache für den Ersten Weltkrieg zu bezeichnen, wäre wohl zu hoch gegriffen - ein Anlass war es allemal. Am Morgen des 28. Juni 1914, einem Sonntag, trafen Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie mit dem Zug in der serbischen Stadt Sarajevo ein. Die Österreicher hatten für ihren Besuch ein unglückliches Datum gewählt: Ausgerechnet an diesem Tag, dem Veitstag, hatten im Jahr 1389 osmanische Verbände ein serbisches Heer auf dem Amselfeld im Kosovo vernichtend geschlagen und damit die Ära des serbischen Reiches auf dem Balkan beendet. Für die Ultranationalisten in Serbien und Bosnien war die Ankunft des Thronerben ein Affront, der nicht unbeantwortet bleiben durfte.


Sieben, in zwei Zellen organisierte Terroristen, versammelten sich in den Tagen vor dem Besuch in der Stadt Sarajewo und stellten sich in Abständen entlang des Kais auf, wo das Thronfolgerpaar vorbeifahren sollte. Um ihre Hüfte hatten sie Bomben gebunden, die nicht grösser als Seifenstücke waren, in ihren Taschen steckten Pistolen. Falls ein Mann durchsucht und verhaftet worden wäre, stand ein anderer bereit, um seinen Platz einzunehmen. Jeder Terrorist hatte ausserdem ein Tütchen Zyanidpulver bei sich, um sich damit nach dem Anschlag das Leben nehmen zu können.


Das missglückte Attentat.  Es gab kaum offizielle Sicherheitsvorkehrungen. Der Erzherzog und seine Frau (es war übrigens ihr Hochzeitstag) fuhren im offenen Wagen an einer jubelnden Menschenmenge vorbei, noch dazu auf einer Route, die hinlänglich bekannt war. Die Kolonne bestand aus sieben Automobilen, wobei das Thronfolgerpaar im dritten sass, bei zurückgeklapptem Verdeck. Auf der Höhe des Appelkais passierten sie den serbobosnischen Attentäter Nedeljko Cabrinovic. Dieser holte seine Bombe hervor, zerschlug das Zündhütchen an einem Laternenpfahl und warf die Waffe - man sollte wohl eher von einer Handgranate sprechen - in Richtung des erzherzoglichen Autos. Die Granate verfehlte jedoch ihr Ziel und explodierte erst unter einem nachfolgenden Wagen, wo sie mehrere Offiziere und umstehende Zuschauer verletzte.


Sobald Cabrinovic die Bombe geworfen hatte, nahm er das Zyanidpulver ein, das er bei sich trug und warf sich über die Uferbrüstung in den Fluss. Beides hatte nicht den gewünschten Effekt. Das Gift war von einer schlechten Qualität, sodass es dem jungen Mann nur die Kehle und die Magenschleimhaut verbrannte und der Fluss hatte zur Sommerzeit nur einen niedrigen Wasserstand, sodass er auf dem sandigen Flussufer liegen blieb. Dort wurde er schnell von einem Barbier und zwei Polizisten gefasst und zum Gefängnis gebracht.


Das Attentat.  Der Erzherzog reagierte erstaunlich kaltblütig auf diesen Vorfall. Anstatt den Besuch abzubrechen, entschied der Erzherzog, das Programm protokollgemäss fortzusetzen und liess sich zum geplanten Empfang ins Rathaus fahren. Als dieser nach einer knappen Stunde beendet war, wurde die Route spontan noch einige Male geändert, u. a. deswegen um die Verletzten im Militärkrankenhaus zu besuchen. Als der Militärgouverneur dies bemerkte liess er die Kolonne stoppen um zur früheren Route zurückzukehren. Doch just an der Stelle, , wo das Auto mit Franz Ferdinand und Sophie anhielt, stand der bosnische Serbe Gavrilo Princip. Als einziger der Attentäter hatte er nach dem Fehlschlag des ersten Attentatsversuch seine Position nicht aufgegeben, sondern auf eine zweite Chance gewartet.


Diese bot sich ihm jetzt und er feuerte auf das zum Stillstand gekommene Fahrzeug zwei oder drei Schüsse ab. Ein Schuss traf den Erzherzog in die Halsvene, ein anderer die Erzherzogin in den Bauch. Der Wagen raste nun zum Palast des Militärgouverneurs, der sich nur wenige Minuten vom Ort des Attentats befand. Von einem Begleiter nach seinem Befinden gefragt, versicherte Franz Ferdinand, es sei nichts und wiederholte dies mehrfach. Als die Fahrzeugkolonne die Residenz erreichte, war Herzogin Sophie bereits ihren schweren Verletzungen erlegen. Eine Viertelstunde später starb auch der österreichisch-ungarische Thronfolger.


Derweil wurde Gavrilo Princip von österreichischen Gendarmen festgenommen. Er hatte versucht, die Pistole gegen sich selbst zu richten, aber dabei war ihm einer der Umstehenden in den Arm gefallen. Daraufhin schluckte Princip seine Giftkapsel, musste sich aber sogleich übergeben, sodass das Gift keine Wirkung entfalten konnte. Er wurde von den Menschen in seiner Nähe geschlagen und getreten und wäre wohl gelyncht worden, hätten ihn die Polizisten nicht davor bewahrt und abgeführt. Als, kurz nach 11 Uhr, sich die Nachricht vom Tod des Thronfolgerpaares vom Palast aus verbreitete, begannen in ganz Sarajevo die Kirchenglocken zu läuten.


Gavrilo Princip, der Sohn eines Postmeisters, wurde, da er zum Zeitpunkt der Tat noch Jugendlicher war, zu 20 Jahren Haft in der Festung Theresienstadt verurteilt. Dort starb er im April 1918 an Knochentuberkulose.


Epilog.  Der Amerikaner George F. Kennan hat mit Blick auf Sarajewo von der "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts" gesprochen. Als die Bundesrepublik im Oktober 2010 die letzte Rate (200 Millionen Euro) der Reparationen zahlte, die Deutschland im Frieden von Versailles auferlegt worden waren, nahm die Öffentlichkeit aber davon schon keine Notiz mehr.

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