Sonntag, 19. Februar 2017

German Pellets in der Pleite

Ökologisch orientierte Investoren sind oft gefühlsmäßig ihrem Produkt innig verbunden und lassen dabei die kühle Ratio außen vor. Wie sonst sind die großen Insolvenzen des Windparkbetreibers Prokon, von Biogas Nord und Solar Millenium zu begreifen. In allen Fällen hatten gutgläubige Privatpersonen manchmal ihr gesamtes Sparvermögen an windige Projektentwickler im Bereich Erneuerbare Energien gegeben - und dabei alles verloren. Ein gegenwärtig noch andauerndes Desaster spielt sich bei dem Holzpellethersteller German Pellets ab, mit geringen Chancen auf einen guten Ausgang.

Am Anfang: blanke Euphorie

Es war der Medienunternehmer Peter Leibold, der vor einem dutzend Jahren - noch unter  Bundesumweltminister Jürgen Trittin - die Firma "German Pellets" gründete. In Wismar, nicht weit entfernt vom Ostseehafen, ragten seine Silos in die Höhe mit der Aufschrift: "Energie, die nachwächst". In den Sägewerken pressten Maschinen Abfallholz, wie Sägemehl, Hobelspäne und Schleifstaub zu Pellets. Das waren kleine zylinderförmige Stäbchen, die aussahen wie Trockenfutter für Hunde. Zwei Tonnen dieser Pellets sollten den Brennwert von einer Tonne Öl besitzen; zur Lagerung benötigte man drei Kubikmeter Raum für eine Tonne Öläquivalent. Für eine Kilowattstunde Energie aus diesen Pellets musste man 3,5 Cent aufwenden.

Der vormalige Medienmanager war ein Alphamensch. Jemand also, der vorgibt, wo es langgeht, und andere dazu bringt, ihm zu folgen. Zur Eröffnung des Abhollagers in Wismar ließ er sich den Gag einfallen, dass die Kunden - innerhalb von 100 Sekunden - kostenfrei so viele Säcke mitnehmen durften, wie sie tragen konnten. Bald breiteten sich im Hafenviertel (neben German Pellets) viele weitere Unternehmen aus, wie: German Pellets Logistics, German Pellets Supply, German Horse Pellets, German Pellets Service, German Pellets Genussrechte und so weiter. Und all diese Firmen gehörten den Leibolds - nämlich Peter Leibold zu 60 Prozent und seiner Ehefrau Anne Kathrin zu 40 Prozent. Zwei riesige Fabriken haben die Leibolds in den amerikanischen Bundesstaaten Texas und Louisiana errichten lassen. Beide wurden von der Ehefrau geführt, die deutschen Firmen in Wismar mussten Pacht - und Lizenzzahlungen entrichten.



Eine Hand voll Pellets

Zwischen den etwa 20 Firmen wurde ein reger Handel betrieben. Immer wieder verkaufte beispielsweise die Mutterfirma German Pellets an die Tochter Supply Rohstoffe und Pellets im Wert von Millionen - und kaufte diese Güter alsbald wieder zurück. Ein betriebswirtschaftlicher Sinn war in diesem Karussell nicht zu erkennen, aber der Papier-Umsatz des Konzerns ging steil nach oben. Bald wurden private Anleger auf das Unternehmen aufmerksam und kauften begierig Anteilsscheine in Form von Anleihen oder (noch schlimmer) als Genussscheine. Im Jahr 2014 waren die Leibolds mit 540 Millionen Euro am Kapitalmarkt aktiv. 


Von Asche zu Asche

Es kam, wie es kommen musste: die Leibolds konnten ihre "Schuldscheine" nicht mehr bedienen und mussten im Februar 2016, also vor genau einem Jahr, Insolvenz anmelden. Der sinkende Ölpreis hat sicherlich dazu beigetragen. Seitdem versucht ein Heer von Anwaltskanzleien unter hohen Kosten das Firmendickicht zu durchdringen und restliche Vermögenswerte aufzuspüren. Das ist bislang nur ansatzweise gelungen. Offensichtlich ist ein Großteil des Geldes in die USA abgesickert, wo es (wegen der komplexen Rechtslage) nicht direkt greifbar ist. Ein anderer Teil befindet sich in Form einer "Stiftung" in Österreich. Der Stiftungssinn ist nicht ohne weiteres zu erkennen, aber die Begünstigte ist Frau Leibold. Es wird vermutet, dass die verschachtelte Firmenstruktur absichtlich gewählt worden ist, um das Geld der Anleger unter private Kontrolle zu bringen.

Die bisherigen Recherchen ergeben, dass German Pellets mit mindestens 250 Millionen Euro (ohne direkte Gegenwerte) verschuldet ist. Die etwa 15.000 Anleger werden von ihrem Geld wenig bis nichts mehr sehen. Etwa 650 Mitarbeiter haben ihren Arbeitsplatz verloren. Zur Zeit wird der Geschäftsbetrieb von einer Insolvenzverwalterin halbwegs aufrecht erhalten, welche vom Gericht bestellt wurde. Auch zunächst konzernfremde Unternehmen, wie der oberfränkische Ofenhersteller Kago wurden von der Pleite betroffen; die genannte Firma musste Konkurs anmelden. Bis das weit verzweigte Firmengeflecht durchleuchtet ist, wird noch einige Zeit andauern.

Ein Phönix aus der Asche

Inzwischen hat der amerikanische Investor Metropolitan Equity Partners (MEP) Teile von German Pellets gekauft und in "Wismar Pellets" umgetauft. Ein Teil der früheren Beschäftigten steht wieder in Lohn und Brot. Wegen des lang andauernden Winters und der gestiegenen Ölpreise sind die beiden Pellet-Produktionslinien in Wismar voll ausgelastet. Pro Woche könnten 5 bis 6.000 Tonnen Pellets verkauft werden.
Gegen den früheren Eigentümer Peter Leibold wird wegen Verdacht auf Insolvenzverschleppung  ermittelt. Die Staatsanwaltschaft Rostock hat ihn jedoch nicht in Untersuchungshaft genommen, da "auch für ihn die Unschuldsvermutung gelte und er sich für die Ermittlungen zur Verfügung gestellt habe".

Noch irgendwelche Fragen?

Werden unsere Abiturienten immer schlauer?

Gute Kunde erreicht uns aus den Gymnasien. Die Zahl der Schüler mit Abitur steigt und steigt. Anfang der 50er Jahre waren es erst 5 Prozent, jetzt bestehen schon bald 50 Prozent eines Schülerjahrgangs die Abiturprüfung und erlangen damit die Hochschulreife.

Spitzenwerte gibt es auch bei der Notengebung. Eigentlich müssten die Durchschnittsnoten sinken, wenn die Alterskohorte größer wird - aber das Gegenteil ist der Fall. Die Noten im Bereich 1 und 2 haben sich dramatisch vermehrt. In Bayern hat sich, während der vergangenen 6 Jahre, die Anzahl der 1er-Abiturienten glatt verdoppelt. Und in Berlin - bitte die Luft anhalten - ist sie sogar um den Faktor fünf angestiegen. Sind die Schüler heute klüger als zu früheren Zeiten oder sind die Prüfungen zu leicht? Sind wirklich alle Schüler, die ein Abi-Zeugnis vorweisen können, reif für ein Studium?

Tricksereien bei der Notengebung

Das Abitur moderner Prägung wurde erst um 1900 eingeführt. Vorher gab es vereinzelt Matura-Prüfungen als Zulassung für die Staatsexamina in den Geisteswissenschaften und der Jurisprudenz. Selbstverständlich hat sich im Laufe eines guten Jahrhunderts der Bildungsstand der Gymnasialabsolventen deutlich erhöht, insbesondere im Bereich der Naturwissenschaften. Aber die Inflation an Bestnoten während der vergangenen ein bis zwei Jahrzehnte wird damit noch nicht erklärt. Früher war ein 1er-Abitur der Ausweis besonderer Befähigung. Heute schaffen diese Note - beispielsweise im Bundesland Thüringen - bereits 18,5 Prozent des Schülerjahrgangs.


Glückwunsch auch von mir

Der Grund für diese Supernoten ist, dass an allen Ecken und Kanten getrickst wird. Das geschieht im vollen Einverständnis mit der Politik, denn jeder der 16 Kultusminister will, dass in seinem Bundesland die Abiturientenquote hoch ist und die Abiturienten mit guten bis sehr guten Noten entlassen werden. Dann hat er am wenigsten Streit mit den Eltern. Einige Beispiele mögen dies verdeutlichen.

Lange hat es gedauert, bis die 15 Bundesländer (außer Rheinland-Pfalz) das "Zentralabitur" endlich eingeführt haben. Um nicht gegenüber den Südländern Bayern und Baden-Württemberg zu schlecht auszusehen, haben Berlin,  Hamburg und NRW vorher durchgesetzt, dass die Aufgaben erleichtert wurden, was insgesamt die Abiturnoten deutlich "verbesserte". Auch bei der überstürzten Einführung der "Turbostufe G8" hat man die Bedingungen "liberalisiert"; Sitzenbleiber gab es kaum noch. Beim "Ablegen von Fächern" sind in Bayern eines von vieren erlaubt, in Hamburg zwei von vieren. Bei den "Referaten zur mündlichen Prüfung" gilt in Bayern eine Vorbereitungszeit von 30 Minuten, in Hamburg werden die Themen 2 Wochen(!) vorher mitgeteilt. Außerdem hat man in fast allen Bundesländern den Wert der mündlichen Prüfung" (im Verhältnis zur schriftlichen) von 1:2 auf 1:1 erhöht, was die Gesamtprüfung natürlich leichter macht. Schließlich: in die Abiturnote gehen zusätzlich die Noten der vier letzten Schulhalbjahre ein; durchfallen beim Abitur ist da schon fast ein Kunststück.

Fragwürdige Hochschulreife : Additur statt Abitur?

Die rund hundert deutschen Hochschulen kommen mit den vielen Abiturienten, die zum Studium strömen und mit ihren "fabelhaften" Noten nicht mehr zurecht. Sie wehren sich teilweise durch die Anwendung des Numerus Clausus (NC), insbesondere in der Medizin und den geisteswissenschaftlichen Fächern. Mittlerweile ist fast die Hälfte der Uni-Institute von der Zugangsbeschränkung durch den NC "bedroht". Das Abiturzeugnis wird nicht mehr als hinreichende sondern allenfalls als ergänzende Voraussetzung zum Studium - unter mehreren anderen - angesehen.

Einige Hochschulen stemmen sich gegen den Abiturientenzulauf, indem sie eigene Zugangsprüfungen einführen. Dagegen gibt es massiven Widerstand aus den Reihen der Gymnasien, die sich in ihrem ureigenen Bereich bedroht fühlen, wenn das klassischen Abitur von den Universitäten nicht mehr solo akzeptiert wird. "Diese Uniprüfungen schlagen den Gymnasien den Kopf ab; das bedeutet Additur gegen Abitur", klagte kürzlich ihr eloquenter Verbandsfunktionär  Josef  Kraus in einem Radiointerview. Aber der Bayer kann gelassen bleiben, denn die ständig unterfinanzierten deutschen Hochschulen haben weder die Finanzmittel noch die personelle Ausstattung für einen solchen permanenten Kraftakt, den die Zugangsprüfungen darstellen.

Stattdessen richten manche Hochschulen sogenannte Brückenkurse ein, in denen Studienbewerber für Volks- und Betriebswirtschaft, welche fälschlicherweise glauben, dort ohne sonderliche Mathematikkenntnisse auszukommen, in genau diesem Fach nachgeschult werden. Auch einsemestrige Schnupperkurse sollen den künftigen Studenten angeboten werden, um ihnen eine Orientierung im akademischen Leben zu verschaffen. Schließlich fordert Horst Hippler, der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, von den Gymnasien immer wieder die Einführung der relativen Noten an. Darunter versteht er einen Notenspiegel, zusätzlich zu dem üblichen Abiturzeugnis. Bei dieser Zusatzinformation stünde beispielsweise hinter jeder 1 in einem Fach die Anzahl der Klassenschüler (z. B. 50) und wieviel davon ebenfalls eine 1 erhalten haben. Wären es zum Beispiel 25 Schüler (wie vielleicht in manch thüringschen Gymnasium), dann stünde für den Professor fest, dass eine solche 1 nur begrenzten Wert hat.

Magnifizenz Hippler und seine Kollegen sitzen allerdings im Glashaus. Denn auch an den Hochschule und insbesondere den Universitäten, wird milde geurteilt. Besonders bei den Master- und Doktorzeugnissen wimmelt es geradezu von Einsen und Zweiern. Die Professoren wollen sich eben keinen Prozessen aussetzen, zu denen die Eltern heute allzu leicht bereit sind.

Ungeachtet der manchmal etwas fragwürdigen Notengebung, scheint es beim Lehrstoff an den Gymnasien aber durchaus Fortschritte zu geben. Insbesondere auf dem Gebiet der Physik, welches ich in etwa überblicken kann. Dort kam man früher - vor 30 bis 40 Jahren - noch mit der Newton´schen Mechanik aus, heute muss man schon Kenntnisse auf dem Gebiet der Einstein´schen Relativitätstheorie vorweisen.
Dies scheint nicht für das Fach Deutsch/Germanistik zu gelten. Laut "Frankfurter Allgemeine Zeitung" vom 11. Februar 2017 wurde eine Studentin an der Düsseldorfer Universität nach Goethe befragt. Ihre Antwort:

"Keine Ahnung, irgend so´n Toter".

Sonntag, 12. Februar 2017

Die Mondlandung - ein "Fake"?

Wer glaubt, dass unsere Gegenwart von Realität und Tatsachen geprägt ist, der irrt. Wie sonst hätte die Duden-Gesellschaft das Wort "postfaktisch" zum Wort des Jahres 2016 wählen können? Womit (nach Merkel) zum Ausdruck kommt, dass sich die Menschen derzeit weniger an den "Fakten" als an ihren "Gefühlen" orientieren. Noch einen Schritt weiter ging Kelly Conway, die Beraterin des amerikanischen Präsidenten, welche in Verbindung mit der Einreise von Muslimen bei einer faustdicken Lüge ertappt wurde und daraufhin ihr Statement keck in "alternatives Faktum" umtaufte.

Im Bereich der Substantive hat Donald Trump den Begriff "Fake" oder "Fake News" in die Wörterbücher gebracht, worunter man jede Art von Schwindel bis hin zur dreisten "Lüge" subsummieren kann - einschließlich mancher seiner nächtlichen Twitterbotschaften. Früher waren solche Falschnachrichten unter (dem Zauberspruch) "Hokuspokus" eingeordnet, ein altes Wort, das die Amerikaner zu "Hoax" verkürzt haben. Inzwischen werden auch historisch verbürgte Ereignisse dem Fake-Bereich zugeordnet. Zum Beispiel die erste Mondlandung am 21. Juli 1969 sowie die fünf folgenden bis 1972.

Der Moon Fake

Es war in den achziger Jahren des vorigen Jahrhunderts als (vornehmlich in den USA) die ersten Zweifel an der Echtheit der Mondlandungen aufkamen. Die NASA hatte, vor allem aus Geldgründen, die Reisen zum Mond aufgegeben und für eine Unternehmung zum Mars lagen die technischen Hürden noch viel zu hoch. Ein ehemaliger Mitarbeiter der südkalifornischen Raketenfirma "Rocketdyne Research", Bill Kaysing, der von 1956 bis 1963 für die technischen Publikationen dieses NASA-Zulieferanten verantwortlich war, säte die ersten Zweifel.

Ihm fiel auf, dass die US-Flagge auf dem Mond eine Zeitlang hin und her wehte, obwohl es dort doch keinen Wind geben soll. Außerdem wunderte er sich öffentlich, dass auf den NASA-Photos der Mondhimmel pechschwarz war und man keine Sterne sehen konnte - obwohl es auf dem Mond keine "Lichtverschmutzung" wie auf der Erde geben konnte. Die Experten der NASA reagierten postwendend und erklärten das Fahnenproblem, indem sie darauf verwiesen, dass der Flaggenstock von Astronaut Neil Armstrong in die Mondoberfläche gerammt werden musste, wodurch die Fahne (ähnlich wie ein Pendel) noch eine Zeitlang hin und her schwang. Die fehlenden Sterne am Mondhimmel erläuterten sie damit, dass Verschlusszeit und Blende der benutzten Hasselbladkamera so klein waren, dass die Dynamik des Films nicht ausreichte, um die schwachen Sternbilder in eine Filmschwärzung umzusetzen.



Astronaut Neil Armstrong mit Mondfähre und Flagge

Aber das war nur der Anfang, die ersten Zweifel waren gesät. Die NASA glaubte damals noch, diese Diskussionen dadurch beenden zu können, indem sie den renommierten Raumfahrthistoriker James Oberg damit beauftragte (für 15.000 Dollar) ein Buch zu schreiben, welches beweisen sollte, dass die Astronauten doch auf dem Mond gelandet waren. Die Diskussion jedoch ging weiter, insbesondere als der amerikanische Fernsehsender "Fox News Networks" im Februar 2001 die Sendung "Did we really land on the moon"? ausstrahlte, welche im gleichen Jahr von "Spiegel TV" übernommen wurde. Hier wurde erstmals der Verdacht ausgesprochen, dass die sogenannten Mondlandungen in Filmstudios gedreht worden waren, die Funksprüche von bestochenen Amateurfunkern kamen und allen Beteiligten von der NASA ein Schweigegebot auferlegt worden war.

Bei Meinungsumfragen in den USA waren bereits im Jahr 2002 volle 36 Prozent der Befragten der festen Überzeugung, dass die NASA die Mondlandungen "gefaked" habe. Die Raumfahrtbehörde war darob so erschüttert, dass sie den Buchauftrag an Oberg zurückzog. Offensichtlich sah sie keine Möglichkeit mehr, das amerikanische Publikum von der Legitimität ihres Tuns zu überzeugen. Bei einer erneuten Umfrage Mitte 2013 stieg der Anteil der Zweifler sogar auf 47 Prozent an, entsprechend einer Steigerung um 30 %!

Der Kern des Problems

Wenn die NASA den unwiderlegbaren Nachweis liefern könnte, dass ihre Behauptung - die Astronauten waren auf dem Mond - den Tatsachen entsprechen würde, dann wäre das Problem vom Tisch. Leider ist dies nach den Gesetzen der Logik nicht möglich, denn die Tatsachen liegen nicht in der Gegenwart, sondern in der Vergangenheit. Und:
Es gibt aber keinen hundertprozentigen, zweifelsfreien Beweis für Tatsachen,
die in der Vergangenheit liegen.
Dass Frau Merkel wirklich existiert, dafür gibt es in der Gegenwart viele Zeitzeugen; Gleiches ist nicht der Fall für Karl den Großen. Die Dokumente  über ihn sind in der Vergangenheit entstanden und können gefälscht sein.

Ein anderes Beispiel: dass in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts am Kernforschungszentrum Karlsruhe Brüterforschung betrieben wurde, ist eine oft geäußerte Vermutung - bleibt aber Hypothese bis zum endgültigen Nachweis. Dieser kann heute nicht mehr strikt gelingen, denn die wenigen Projektberichte, die in der Folge der Vernichtung entgangen sind, können gefälscht sein. Weiterhin: das Brüterkraftwerk SNR 300 in Kalkar ist zur Zeit, wie leicht zu besichtigen, ein Rummelplatz. Und: die wenigen noch lebenden und dahinvegetierenden Brüterforscher (bis hin zum Projektleiter) könnten geneigt sein - zur Aufbesserung ihrer kargen Rente - gegen eine kleine Geldzahlung zu behaupten, dass sie im fraglichen Zeitraum nicht am Schnellen Brüter gearbeitet haben, sondern im Abwasserbereich unter Diplomingenieur (FH) Jürgen Amend. (Wobei auch noch für den Letztgenannten eine kleine Zahlung fällig werden würde).

Sic Transit Gloria Mundi.

Die Rettung:  Ockhams Rasiermesser

Wie kommt man aus diesem Dilemma heraus? Denn man kann doch nicht das gesamte Fachgebiet der Geschichtswissenschaft abschaffen, die sich ja ausschließlich mit der Vergangenheit beschäftigt. Die Lösung bringt das sogenannte "Ockham´sche Rasiermesser". Es ist benannt nach dem mittelalterlichen Philosophen und Scholastiker Wilhelm von Ockham (1288 - 1347), der sich viel mit wissenschaftlicher Methodik beschäftigte und dabei auf ähnliche Probleme der Logik stieß. Im Sinne höchstmöglicher Sparsamkeit bei der Nutzung von Hypothesen und Theorien stellte er folgendes Prinzip auf:
1. Von mehreren möglichen Erklärungen für ein und denselben Sachverhalt ist die einfachste Theorie allen anderen vorzuziehen.
2. Die metaphorische Bezeichnung "Rasiermesser" ergibt sich daraus, dass alle anderen Erklärungen eines Phänomens - wie durch ein Rasiermesser - entfernt werden sollten.

Die NASA nutzt das Ockham´sche Prinzip und argumentiert folgendermaßen:
"Millionen sahen live die Saturnrakete, als sie ins All abhob. Die Funksprüche kamen aus der Richtung des Mondes; selbst die argwöhnischen Sowjets bezeugten das. Noch heute werden Laserstrahlen durch einen auf dem Mond aufgestellten Reflektor zur Erde zurück reflektiert. Das  zurück gebrachte Mondgestein (382 kg) enthält Helium-3-Atome, die es auf der Erde nicht gibt. Alles wurde auf Compact Discs dokumentiert.
Die Schlussfolgerung ist: "Unsere Astronauten waren auf dem Mond".

Demgegenüber behaupten die Zweifler, dass etwa 100.000 der am Mondprojekt beteiligten Menschen bestochen waren und lebenslänglich zum Schweigen verurteilt worden sind. Einschließlich der russischen Beobachter! Das mit Helium-3 versehene Mondgestein wurde von "Aliens" zur Erde gebracht, etc.etc.

Kein Zweifel: Die Behauptungen der NASA sind einfacher und glaubwürdiger als die kruden Hypothesen ihrer Gegner. Die Folge nach Ockham:
Die NASA war auf dem Mond.


Der Praktiker

Manche Anhänger der Verschwörungstheorie sind besonders hartnäckig. Einer von ihnen stellte Edwin Aldrin, der am 20. Juli 1969, zusammen mit Neil Armstrong, erstmals den Mond betrat. Auf offener Straße beschimpfte dieser Unbekannte im Dezember 2002 den Astronauten als Lügner, hielt ihm eine Bibel vor die Nase und verlangte, dass Aldrin die Hand auf die Heilige Schrift lege und bei Gott beschwöre, dass er wirklich auf dem Mond gewesen sei. Der damals schon 72-jährige Astronaut ließ sich auf keine weitere Diskussion ein, sondern versetzte dem Mann einen kräftigen Kinnhaken.

Ein umwerfendes Argument für die Mondlandung!

Sonntag, 5. Februar 2017

KIT: Wirbel im Vize-Präsidium

Der Präsident des KIT, Professor Holger Hanselka, braucht ein gutes Gedächtnis für Namen und Gesichter. Denn: innerhalb Jahresfrist kam es in seinem "Kabinett", dem fünfköpfigen Vizepräsidium, zu zwei Neuzugängen und (de facto) zu zwei Abgängen. Ruhender Pol ist lediglich Alexander Wanner, der Vizepräsident (VP) für die Lehre, der schon seit Mitte 2013 - und damit drei Monate länger als Hanselka - diesem Gremium angehört.

Neu hinzu gekommen  (Anfang 2016)  sind die VP Oliver Kraft für Forschung sowie Thomas Hirth für Innovation und Internationales. VP Kraft hat offensichtlich den Projektleiter für KATRIN, Guido Drexlin, zur verstärkten Öffentlichkeitsarbeit für das etwas dahindämmernde Großexperiment bewegen können, wobei das Ereignis "first light" gerade recht kam. Das Ressort von VP Hirth erscheint mit lediglich zwei Dienstleistungseinheiten (DE) noch ausbaufähig. Abgegangen sind  Ende 2016 Frau Elke-Luise Barnstedt; nicht wiederberufen wurde Ulrich Breuer, der Vizepräsident für Wirtschaft und Finanzen.


Aufbauorganisation KIT (Stand Januar 2017)

VP Barnstedt verließ das KIT (offiziell) freiwillig und nutzte damit die Chance des Vorruhestands. Gerüchteweise hatten sich jedoch bereits einige Mitglieder des Senats "in Stellung gebracht", die mit der Personalpolitik der Vizepräsidentin nicht einverstanden waren. Ihr wurde besonders vorgeworfen, die zeitlich befristeten Verträge am KIT übermäßig ausgeweitet zu haben.  Das Phänomen der "Permadocs", die sich von einer befristeten Stelle zur nächsten hangeln, ist ab einem gewissen Lebensalter nicht mehr eine Frage der Wahl, sondern oftmals die einzige noch verbleibende Option. Barnstedts Nachfolgerin ist - gendergerecht - Frau Christine von Vangerow (56), vermutlich dem pommersch-märkischen Landadel entstammend. Sie ist Juristin und war zuletzt 23 Jahre am Bundesamt für Materialforschung (BAM) wo sie sich vornehmlich im Dienstleistungsbereich betätigte. Manchen erscheint die BAM als "kuscheliges Biotop", im Vergleich zum "wilden Dschungel" des KIT, in den sie jetzt geraten ist.

Finanzchef gesucht

Zum Eklat kam es bei der Wiederberufung des Vizepräsidenten für Wirtschaft und Finanzen. Der Stelleninhaber Dr. Ulrich Breuer, gelernter Physiker, fiel überraschend beim Senat durch. Breuer hatte seine Position noch unter Horst Hippler, dem Vorgänger von Hanselka zu Anfang 2012 angetreten. Hippler verließ schon drei Monate später seinen Chefposten, als absehbar war, dass der Elitestatus des KIT verloren gehen würde. Er hinterließ Breuer einen Schuldenberg - sich selbst besorgte er den lukrativen und (nahezu überflüssigen ) Posten eines Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz. Breuer konnte in der Folge zeitweise die akademischen Hilfskräfte und Sekretärinnen nicht zeitgerecht bezahlen, was ihm verständlicherweise keine Freunde einbrachte. Als er auch einige Dienstleistungseinheiten im Bereich der Infrastruktur schließen bzw. auslagern wollte, kam es zu einem sogenannten "go-in" des Personalrats bei einer Präsidiumssitzung - ein Ereignis das  singulär in der Geschichte des KIT ist und heute noch der prozessualen Aufarbeitung harrt. Finanzchefs machen sich eben selten Freunde, Breuer war jedoch von Anfang an mit einer "mission impossible" konfrontiert.

Aber Hanselka schätzt offenbar seinen Vizepräsidenten, denn er schlug den KIT-Gremien vor, Breuer für weitere sechs Jahre in seiner gegenwärtigen Position zu bestätigen. Der Aufsichtsrat gab, (ohne Gegenstimme) sein ok, aber beim Senat, einem Club von ca. 50 Professoren, klemmte es. Dort hatte sich im Lauf der vergangenen fünf "dürren" Jahre unter Breuer erheblicher Frust angesammelt, sodass sich dieses Gremium (auch nach mehrfacher Abstimmung) nicht erweichen und den Vizepräsidenten glatt durchfallen ließ. Spätestens an dieser Stelle würde ein außenstehender Steuerzahler (wie ich) gerne etwas mehr über diesen mächtigen Senat erfahren, beispielsweise über seine Zusammensetzung und Organisationsstruktur. Leider ist das nicht möglich, da dieses Gremium - anders als Aufsichtsrat und Präsidium - sich sehr bedeckt hält, indem es im Internet nicht auftritt, sondern nur im geschlossenen "Darknet" des Intranets.

Dass es Präsident Hanselka nicht gelungen ist, den Senat umzustimmen, kann man aus seinen Rundschreiben Nr. 23 und 31 entnehmen, wo jeder am Schwarzen Brett lesen konnte, dass Breuer zum Jahresende 2017 gehen muss. Leider konnte Hanselka auch nicht verhindern, dass die regionale Zeitung BNN genüsslich und ausführlich in Wort und Bild darüber berichtete ("Ulrich Breuer muss Ende 2017 gehen", "Heftiger Streit im KIT",  "Die Wut trifft den Vizepräsidenten" etc.). Das Jahr 2017 wird also von einer zeitweiligen Vakanz im wichtigen Finanzsektor geprägt sein, denn Breuer (Jahrgang 61) muss sich verständlicherweise um einen neuen Job umsehen. (Gerüchteweise wurde er bereits in München, im Umfeld der dortigen Universitäten LMU und TUM, gesichtet). Währenddessen wird das KIT versuchen, einen Ersatz für Breuer anzuheuern. Das wird nicht leicht sein, denn Finanzchefs, die in der Lage sind, einen nahezu-ein-Milliarden-Etat zur Zufriedenheit der Zuwendungsgeber und der Rechnungshöfe zu managen, wachsen nicht auf den Bäumen. Die Newcomerin von Vangerow (und Hanselka selbst?) werden wohl unterstützend eingreifen müssen, wenn Breuer wieder mal absent ist.

Öffentlichkeitsarbeit gevierteilt

Schon seit Monaten pfiffen es die Spatzen von den Dächern, dass die einst so mächtige Dienstleistungseinheit PKM (=Presse, Komunikation und Marketing) aufgelöst und restrukturiert werden würde. Mit dem Rundschreiben Nr. 3 des Präsidenten vom 23. Januar 2017 ist dies nun geschehen. Die Umorganisation kommt der Höchststrafe nahe und gleicht einer Vierteilung, denn die vormaligen Aufgaben des PKM wurden auf vier verschiedene DE aufgeteilt. Der Hauptbrocken, die Strategische Entwicklung und Kommunikation, verbleibt im Ressort des Präsidenten und wird künftig von der (smarten) Frau Alexandra-Gwyn Paetz (SEK) verwaltet, deren Präsidialstab sechs Abteilungen umfasst und die sich kein x für ein u vormachen lässt. Für Innovations- und Relationsmanagement sowie für Allgemeine Services sind ab jetzt die Herren Fahrenberg und Dullenkopf zuständig. Der frühere langjährige Leiter des PKM, Dr. Thomas Windmann, wird zum Ressort von Frau von Vangerow geschlagen. Er soll dort (als Einzelkämpfer) die neugegründete Stabsstelle "Mediation" übernehmen.

Im KIT gehen die wildesten Gerüchte darüber um, was den Präsidenten zu diesem Kahlschlag bewogen haben könnte. Es muss etwas Triftiges vorgefallen sein, welches das Vertrauensverhältnis zwischen ihm und seinen Pressechef zerstört hat. Einige der zirkulierenden "Vermutungen" sind so krass, dass sie wiederum nicht "blogreif" sind. Egal, jedenfalls hat Dr. W. in seiner neuen Position reichlich Gelegenheit, die Instrumente der Mediation (=Vermittlung im Konfliktfall) an sich selbst zu erproben.

Zwei Kulturen

In seinen Zeitungsinterviews räumt Präsident Hanselka ein, dass am KIT - auch nach fast zehn Jahren  - immer noch "zwei Kulturen" bestünden. Zum einen wegen der räumlichen Trennung von Campus Nord und Campus Süd, zum anderen wegen der Finanzierung aus verschiedenen Geldquellen. Die Universität erhält ihre Forschungsmittel vornehmlich vom Land, das Forschungszentrum vom Bund. Beide Finanzströme dürfen qua Auflage nicht vermengt werden. Hanselka sagt öffentlich, dass es sein Ziel bis zum Ende seiner Amtszeit (2019) sei, dieses Mischungsverbot aufzuheben.

Das wird nicht leicht sein, denn die ministeriellen Vorschriften zur Trennung der verschiedenen Geldströme gab es auch schon früher am sogenannten Kernforschungszentrum. Selbst innerhalb des gleichen Projekts, z. B. beim Schnellen Brüter, wurde die Forschung aus anderen Geldquellen finanziert als der Bau der Brüterkraftwerke, obwohl häufig die gleichen Wissenschaftler damit beschäftigt waren. Und am Jahresende haben die Zuwendungsgeber und Rechnungshöfe die Projektleitungen genau dahingehend überprüft, ob sie diese Finanzvorgaben auch eingehalten haben.

Da das KIT eine eigene gesetzliche Grundlage hat, ließe sich dieses Mischungsverbot dort natürlich leichter aufheben. Aber bei der Bundesregierung scheut man offensichtlich die Schaffung eines Präzendenzfalles. Denn in der deutschen Forschungslandschaft gibt es noch weitere Institutionen, welche eng miteinander kooperieren - und aus verschiedenen Quellen finanziert werden.

Diese könnten dann vermutlich alsbald in Berlin vor der Tür stehen mit dem Ansinnen, auch ihnen das Trennungsgebot zu erlassen.

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