Donnerstag, 28. Februar 2008

"Small is beautiful" - Der Trend läuft gegen KIT

Während man in Karlsruhe einen riesigen Forschungsverbund mit 8.000 Mann Personal sowie zusätzlich ca. 20.000 Studenten, verteilt auf zwei Standorte, kreiert hat, läuft der Trend im übrigen Deutschland genau in die entgegengesetzte Richtung. Nicht träge Dickschiffe werden auf Kiel gelegt, sondern kleine, bewegliche Schnellboote, die sich anschicken, der Konkurrenz in den wissenschaftlichen Gewässern das Fürchten zu lehren.

So zum Beispiel in Mainz. Dort verfolgt man den Plan eines rechtlich eigenständigen "Max Planck Graduate Center", das zu einem Leuchtturm der Polymerforschung werden soll. Es besteht aus der in Mainz ansässigen Research School der Max Planck Gesellschaft und der Material Science Graduate School der Universität Mainz. (Alle diese Institutsbezeichnungen werden in Deutschland neuerdings nur in englischer Bezeichnung geführt!) Man will nicht warten, bis man - eventuell - bei einer fernen, weiteren Exzellenzinitiative mit dem Prädikat "Elite" bedacht wird, sondern fühlt sich schon jetzt als international konkurrenzfähige Leistungsspitze, eben als Leuchtturm.

Für Aufregung im deutschen Wissenschaftsbetrieb sorgt die Tatsache, dass diese relativ kleine ausseruniversitäre Organisation das Promotionsrecht vom Land Rheinland-Pfalz erhalten soll. Die alteingesessenen Universitäten schreien Zetermordio, denn dieses Recht stand bisher nur ihnen allein zu. Professor Umbach, der Chef des FZK, wird im Physik Journal 7/2 wie folgt zitiert: "Eine Ausweitung des Promotionsrechts würde den Forschungsbetrieb der Universitäten untergraben" und sein KIT-Kollege Hippler legt nach: "Wenn dieses Beispiel Schule macht, dann werden die Universitäten in der Forschung ausbluten".

Ein Dammbruch scheint sich anzubahnen. Schon denken andere Graduate Schools daran, den neun, über manche Zufälligkeiten hin "geadelte" Eliteuniversitäten, nicht allein das Feld zu überlassen. Ihr Bestreben ist es, sich aus ihren "durchgefallenen" Universitäten heraus zu lösen, um in eigener Rechtsform und mit einer schlagkräftigen Organisation das Recht zur Promotion zu beantragen und damit Promovenden anzulocken. Die schlanke Struktur - im Vergleich zu solch bürokratischen Verbünden wie dem KIT - sowie der direktere Zugang zu Drittmitteln könnte beträchtlichen Reiz auf doktorwillige Jungforscher ausüben. Da der überwiegende Teil der Forschung an den Unis heutzutage von Doktoranden geleistet wird, hätte der Verlust des Promotionsrechts als Alleinstellungsmerkmal enorme negative Auswirkungen auf die deutschen Universitäten und Zusammenschlüsse wie KIT.

Zwei Auswege sind denkbar: entweder die Unis beschränken sich künftig auf die Lehre - oder die Professoren forschen wieder selbst. Letzteres kann durchaus erfolgversprechend sein.
Denn:
Professor Albert Einstein beschäftigte - nicht allen ist das bekannt - in seinem ganzen Leben keinen einzigen Doktoranden. Trotzdem entdeckte er den (nobelpreisgewürdigten) photoelektrischen Effekt und darüberhinaus noch zwei Relativitätstheorien.

Motto: Der Chef kocht selbst.

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