Sonntag, 22. Mai 2011

Vorsicht Sushi!

Inzwischen werden sich die japanischen Hausfrauen der Präfekturen Fukushima,Ibaraki und Tokio daran gewöhnt haben, dass sie bei ihren Lebensmitteleinkäufen nicht nur auf die Frische und Menge, sondern auch auf die radioaktive Strahlung - gemessen in Bequerel - zu achten haben. Die Regierung hat schon bald nach den Reaktorstörfällen Grenzwerte für die wichtigsten strahlenden Isotope erlassen, im wesentlichen für das Jod 131 und das Cäsium 137. Flüssige Lebensmittel, wie Milch, sollten nicht mehr als 300 Bequerel pro Kilogramm (Bq/kg) an Jod enthalten; bei Kleinkindern ist dieser Grenzwert auf 100 Bq/kg herabgesetzt. Bei den allermeisten anderen Nahrungsmitteln, wie Fisch und Fleisch, gilt ein Limit vom 500 Bq/kg, das nicht überschritten werden sollte. Aber wenn ein hungriger Holzfäller mal ein Steak von 600 Gramm vertilgen sollte, dann wird er auch nicht daran sterben.

Die Europäische Union hat diese Grenzwerte übernommen, wodurch es nun nicht mehr zu der absonderlichen Situation kommen dürfte, dass der gleiche Salatkopf im Elsass gegessen werden darf, während er in Baden ungeniessbar ist. Da Japan wegen seiner gebirgigigen Topografie nur wenige Agrarflächen besitzt, kann es auch nur wenige Nahrungsmittel exportieren. Das Risiko, in Deutschland oder Europa auf japanische Lebensmittel zu stossen, ist also gering. Doch halt, es gibt eine Ausnahme: die Sushi-Restaurants. In jeder grösseren deutschen Stadt findet man sie, so zum Beispiel auch in Karlsruhe am Marktplatz. Die kleinen Reisbällchen, belegt mit Fisch, Garnelen, Seetang oder Tofu sind als Abschluss einer Einkaufstour sehr beliebt. Und nicht selten rühmen  die Esslokale, dass ihre Vorprodukte direkt aus Japan kommen.




Die Sushi-Box "Freundschaft" für 3-5 Personen zu 29,95 Euro

Gestern war ich mit Brigitte mal wieder in unserem Sushi-Lokal und die kleinen Leckereien schmeckten delikat wie immer. Als ich den Sushi-Meister beim Bezahlen fragte, wie er nach Fukushima mit seinen Lieferanten zurecht käme, drückte er mir (etwas verschämt) einen Flyer in die Hand. Beim Hinausgehen las ich folgendes:
Liebe Gäste, wir hoffen natürlich, dass das Schlimmste in Japan überstanden ist, möchten Sie aber dennoch über die Herkunft unserer wichtigsten Produkte informieren. Unseren Thunfisch beziehen wir aus Sri Lanka, den Lachs aus Norwegen. Viele Delikatessen kommen aus Thailand, Indonesien und China; der Sushireis wird in Südeuropa angebaut. Der Tee wurde bereits im Jahr 2010 geerntet. Wegen extrem gestiegener Einkaufspreise dieser Produkte mussten wir unsere Preise leider anpassen.

Nun hat mich der japanische Reaktorstörfall auch noch persönlich in Karlsruhe erwischt. Wenn ich über die besagten "Delikatessen aus Thailand" nachdenke und mir die dortigen Pools mit der medikamentösen Überversorgung vorstelle, dann wäre mir japanischer Thunfisch - selbst aus den Gewässern von Fukushima -  fast noch lieber.

Insbesondere, weil dort Radioaktivität des Jod 131 inzwischen auf ein Tausendstel abgeklungen ist.

1 Kommentar:

  1. Irgendwie haben wir das alles schon mal vor 25 Jahren erlebt. Die meisten Leute haben nun mal vor der Radioaktivität Angst. Und folglich hat das Japanrestaurant Angst Kunden zu verlieren. Die Leute wollen Null Bq im Essen. Ob das möglich oder vernüftig ist dürfte unerheblich sein. Und das wird sich auch nicht in 100 Jahren ändern.

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