Freitag, 28. September 2012

Wurde die Energiewende herbeigeschrieben?

Die sogenannte Energiewende ist jetzt etwa eineinhalb Jahre alt. Verkündet wurde sie - im Alleingang - von der Bundeskanzlerin Angela Merkel anfang April vergangenen Jahres, unmittelbar nach den Geschehnissen in Fukushima. Nachdem die technisch orientierte Reaktorsicherheitskommission an den deutschen Kernkraftwerken (nach nochmaliger intensiver Untersuchung) keine Gefährdungspunkte erkennen konnte, schlug sich eine rasch einberufene Ethikkommission, mit einer Reihe von Geistlichen, auf Merkels Seite. Im Sommer 2011 segneten Parlament und Bundesrat die Energiewende ab. Acht Kernkraftwerke wurden sofort abgeschaltet, die neun restlichen sollen zwischen 2015 und 2022 folgen.

Inzwischen sind zwei Mainzer Medienforscher, Hans Mathias Kepplinger und Richard Lemke, der damaligen Medienberichterstattung nachgegangen und haben hierüber eine Studie vorgelegt, die von der Stiftung Demoskopie Allensbach finanziert worden ist. Sie wurde den Presseagenturen im Sommer diesen Jahres vorgelegt, dort hat sie aber trotz ihrer Brisanz kein Echo gefunden. Lediglich die Tageszeitung "Die Welt" druckte einen kurzen Artikel darüber, auf den auch keine Resonanz folgte, wenn man von einem kurzen Leserbrief absieht. Die Informationen in diesen Blog sind der "Neue Zürcher Zeitung" (NZZ) entnommen, welche dieser Studie kürzlich einen Artikel gewidmet hat.


Vier Länder untersucht

Die genannten Wissenschaftler konzentrierten sich bei ihrer Studie auf die vier Länder Deutschland, Schweiz, Frankreich und Grossbritannien. In jedem dieser Länder analysierten sie im Gefolge des Störfalls in Fukushima die Fernsehnachrichten sowie die Printartikel in jeweils zwei grossen Tageszeitungen. In der Schweiz waren dies die NZZ und der "Tages-Anzeiger"; in Deutschland wählten sie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und die "Süddeutsche Zeitung" aus. Grosse Unterschiede gab es bereits beim Umfang der Berichterstattung. Die untersuchten deutschen Medien brachten in den ersten vier Wochen nach dem Reaktorunfall 577 Beiträge über Fukushima, in der Schweiz waren es 521, während die Forscher in Frankreich nur 319 und in England sogar nur 271 zählten.

Besonders interessant sind die Differenzen bei der Bewertung des Störfalls. Die französischen und britischen Medien beschäftigten sich vorwiegend mit dem Reaktorgeschehen in Japan selbst. Demgegenüber nahmen die deutschen und schweizer Redaktionen den Unfall zum Anlass, um die Situation im eigenen Land zu beleuchten. In 90 Prozent der Artikel wurde der Ausstieg aus der Kernenergie oder zumindest ein Moratorium verlangt. Diese negativ besetzte Berichterstattung kann man nicht allein durch die Natur des Ereignisses erklären, denn die Kernkraftwerke aller vier Länder besitzen im wesentlichen den gleichen Sicherheitsstandard. Die Autoren der Studie vermuten stattdessen dahinter langfristig gewachsene negative Meinungen der deutschen und schweizer Journalisten zur Kernenergie. So seien die negativen Aussagen der Artikelschreiber in der Süddeutschen Zeitung zumeist auch von negativen Expertenmeinungen begleitet gewesen; beim französischen "Figaro" war es genau umgekehrt.


Erdbeben und Todesfälle

Auffallend war, insbesondere in den deutschen Medien, die ungenaue Zuordnung der Todesfälle zu den Ursachen. Bekanntlich sind dem Tsunami mehr als 30.000 Menschen zum Opfer gefallen. Bei den Reaktorunfällen hingegen sind es nur drei; die Strahlung könnte vermutlich weitere 100 bis 1000 Krebstote zu einer späteren Frist fordern. Im Zuge einer stark verzerrten Berichterstattung wurden diese Zahlen immer wieder durcheinander geworfen, sodass sich für den Laien kein klares Bild ergeben konnte. Auch die Rückkehr der Bewohner in die anfangs kontaminierten Gebiete wurde nur unzureichend dokumentiert.

Dass die Studie von Kepplinger und Lemke in den Medien nicht den gebührenden Widerhall gefunden hat, hat wohl auch damit zu tun, dass die Redaktionen zögern, Berichte aufzugreifen, wenn sie dabei auf die Erstpublikation eines Wettbewerbers verweisen müssten. Trotzalledem: die beiden Medienforscher haben überzeugend beleuchtet, wie eine politische Jahrhundertentscheidung zustande gekommen ist. In Deutschland und - abgeschwächt - in der Schweiz, hat die gleiche Ursache zum Ausstieg aus einer seit Jahren bewährten Technologie geführt; in Frankreich und England werden die Kernkraftwerke, wie vorher, weiterbetrieben.

Und alle entscheidungsbefugten Politiker in den vier Ländern berufen sich auf die Fakten.



1 Kommentar:

  1. Mich wundert es, warum nirgendwo in der ganzen Welt eine derartige Klimahysterie herrscht , wie bei uns. Natürlich ist die deutsche grüne Presse daran mitschuld.

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